Freitag, 20. Dezember 2013

Adventliche Glückseligkeit

Es geht langsam aber sicher auf Weihnachten zu. Der morgendliche Frost hat uns fest im Griff, und wir genießen die wohlige Wärme in unserem Holzhaus, das jetzt im Winter seine wahre Größe zeigen kann. Am Morgen, wenn die Kälte der Nacht die Natur draußen noch fest im Griff hat, sorgt unser großer Kaminofen für Behaglichkeit. Später, wenn die Wintersonne an Kraft zugelegt hat, dringt ihre Wärme durch die großen Fenster auf der Südseite des Hauses und beschert uns 24 Grad Raumtemperatur, ohne dass irgendwer den Regler der Heizung hätte betätigen müssen.

Als ich meine Tochter heute morgen zur Schule begleitet habe - mit dem Umzug ins neue Haus haben wir das große Glück, in wenigen Minuten zu Fuß dorthin marschieren zu können - hatte die Morgensonne ihre erste Strahlen gerade los geschickt. Es würde ein wunderschöner Wintertag - wenn auch ohne Schnee - werden. Auf dem Rückweg zücke ich mein Handy, ich muss unser Haus einfach fotografieren, ich bin so wahnsinnig stolz darauf.
Nun gut, die Garage, ja, das sieht wirklich nicht schön aus. Sie - die jetzt eigentlich erst ein Carport ist - haben wir derweil mit Folie mehr oder weniger winterfest gemacht. Ein paar Monate wollen wir durchatmen, bis wir dieses nächste große Projekt in Angriff nehmen. "Was hast du, es ist doch eh schon alles ziemlich perfekt", höre ich die Stimme in meinem Ohr, und ich mahne mich zur Geduld. Wer 2013 so viel Gas gegeben hat, darf schauen, dass es ihm 2014 nicht langweilig wird.

Samstag, 30. November 2013

Weiter geht's - die Garagenzufahrt

Knapp zwei Monate wohnen wir nun schon in unserem Haus, alle Lampen sind montiert, alle Schränke eingeräumt und das Leben geht seinen Lauf.  Eigentlich könnten wir jetzt die Ruhe genießen. Wenn da nicht die unfertige Zufahrt zu unserer Garage wäre. Die sehen wir jeden Tag, wenn wir aus der Garage, die ja streng genommen auch noch keine Garage, sondern nur ein Carport ist, raus und wieder rein fahren.

"Ich hätte am Wochenende Zeit", sagt der Freund und Trauzeuge meines Mannes, passenderweise Chef einer kleinen Tiefbaufirma, als wir kurz mal nachfragen, wie es denn momentan um die Pflasterlegekapazitäten bestellt ist. Kaum ist der Satz verhallt, stehen wir auch schon im Baustoffhandel und suchen Pflastersteine aus. Wenige Stunden später sitze ich am Rechner und durchforste das Internet nach Verlegetechniken. Der "römische Verband" hat es mir ganz besonders angetan. Drei Tage später rückt erneut der Bagger auf unserem Grundstück an.

Wir lassen nicht nur die Garagenzufahrt pflastern sondern auch gleich die Fläche vor unserer Haustüre. Außerdem wird die Straße auf der Nordseite des Hauses befestigt und mit Mineralbeton gut befahrbar gemacht. Es ist Ende November, doch noch ist der Boden frostfrei. Das müssen wir ausnützen, und so packen wir die nächsten beiden Wochenenden nocheinmal fleißig mit an. Einen Tag vor dem Geburtstag unserer Tochter ist auch diese kleine Baustelle wieder vollendet.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Mähzeit

Als während der Trocknungszeit unseres Estrichs im Haus tropische Temperaturen herrschten und wir zum innerhäusischen Nichtstun verdonnert waren, hatte die Bauherrin die wahnsinnige Idee, die Zeit zu nutzen und derweil den Garten anzulegen.

Wer meinen Blog verfolgt hat, weiß, dass ich mich mit meiner Idee durchgesetzt habe - das Wetter hat ebenfalls gut mitgespielt die letzten Wochen und so kommt es, dass wir, die wir gerade erst vor drei Tagen ins neue Haus eingezogen sind, nun schon zum ersten Mal Rasenmähen müssen.

Doch halt - natürlich mähen nicht WIR unseren Rasen. Das kommt gar nicht in Frage, sagt mein Vater, der Landschaftsgärtner. Erst ein paar Wochen sind die zarten Halme alt, da muss ein Fachmann ran, diese so zu kürzen, dass sie kein schwerwiegendes Trauma zurück behalten. Also packt mein Pa seinen alten Rasenmäher auf den Anhänger und kutschiert das schwere Gerät zu uns auf die Bauste.... nein, nicht auf die Baustelle! Zu unserem ... Haus! Mein Mann und ich stehen fasziniert auf unserer Terrasse und schauen dem eifrigen Gärtner beim Arbeiten zu. Das Gras ist kräftig grün, immerhin hat es die letzten Tage fast nur geregnet, das hat dem Rasen richtig gut getan. Mein Mann legt den Arm um mich und gibt mir zärtlich einen Kuss. "Weißt du", murmelt er, "ich hab dich ja für verrückt erklärt, als du mitten in einer Baustelle den Garten machen wolltest. Aber das war genau richtig", sagt er. Ich sage gar nichts. Manchmal muss man es einfach genießen, wenn man nachträglich dann doch noch recht kriegt.

Sonntag, 29. September 2013

Die erste Nacht im neuen Haus

Wir haben noch keine Türen und einige Möbelstücke fehlen auch noch. Doch heute ist sie gekommen: Die erste Nacht im neuen Haus.

Es ist kalt geworden die letzten Tage, der  Herbst hat Einzug gehalten ins Land. Zeit, unserem Kaminofen zu seinem ersten richtigen Einsatz zu verhelfen. Wir machen ein Feuerchen, legen uns auf Sitzsäcken vor die Glasscheibe, wo die Flammen langsam zu tanzen beginnen. Es ist gemütlich und warm, und es fühlt sich gut und richtig an. Die Küche samt Kühlschrank steht schon und der Champagner, der dort seit fünf Tagen auf seinen Einsatz wartet, wird jetzt endlich geöffnet. Mein Mann lässt den Korken knallen - und schon ist es passiert: eine champagnerkorkengroße Delle in unserer niegelnagelneuen, gerade montierten, zweimal grundierten und zweimal gestrichenen Zimmerdecke!

"Upsi", sagt mein Mann und schaut ein wenig ratlos, doch als er mein Lächeln sieht gehen auch bei ihm die Zeichen auf Entspannung: "Das spachtel ich morgen gleich wieder zu", bemerkt er schmunzelnd, und wir beide beginnen befreit zu lachen.

Fünf Monate intensiver Bauzeit liegen nun hinter uns. Vor einem Jahr wussten wir noch nicht, dass wir jemals zusammen ein Haus bauen würden, heute sind wir dort angekommen und fühlen uns vom ersten Moment an wohl. Die Türen werden in fünf Tagen geliefert  und eingebaut, ein paar Steckdosen fehlen noch, am Dienstag schon soll das Wohnzimmerregal kommen und dann, wenn der letzte Schrank montiert ist, werde ich mich daran machen, die 42 Umzugskartons auszuräumen, die sich in den einzelnen Zimmern stapeln. Die Lampen, ja,  die werden natürlich auch noch zeitnah aufgehängt, verspricht mein Mann.

Das war's dann. Unser Hausprojekt ist abgeschlossen. Es war eine anstrengende Zeit. Anstrengend, aber schön. In diesem Sinne - Prost.

Mittwoch, 25. September 2013

Viele Hände schaffen ein schnelles Ende

Dass unser Haus nach nur fünf Monaten Bauzeit nun bald bezugsfertig ist, das hat nicht nur mit unserem Ehrgeiz und unserer gehörigen Portion "Wahnsinn" zu tun, sondern auch damit, dass wir während der Bauphase viele viele fleißige Helfer hatten, die uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind. Der Neffe meines Mannes und sein Kumpel waren fast jeden Tag auf der Baustelle und packten mit an, mein Vater hat sich um die Mauerwerke, den Garten und den Rasen gekümmert, die Brüder meines Mannes ihr Wissen miteingebracht und unsere Freunde sagten nie nein, wenn wir mal wieder jemand zum Schrauben, zur Montage, zum Möbelabbau oder zum Klaviertransport gebraucht haben. In diesen letzten Tagen unserer aktiven Hausbau-Phase werden die Akkuschrauber langsam knapp.

In nahezu jedem Raum wird gerade ein Schrank aufgebaut, der neue Wohnzimmertisch muss noch montiert werden und das eine Bett vom einen alten ins neue Haus umziehen und das andere Bett vom anderen alten Haus ins neue Haus. Denn das kommt erschwerend zur Bau-End- und Umzugsphase mit hinzu: Sowohl mein Mann als auch ich leben bis dato in zwei verschiedenen  Häusern. Unsere Möbel ziehen aus zwei komplett entgegen gesetzten Himmelsrichtungen an ihren neuen Bestimmungsort um.

Ohne unsere vielen Helfer hätten wir wahrscheinlich in den letzten Tagen dann doch  noch einen Nervenzusammenbruch bekommen. Zum Beispiel, als nicht sicher war, ob die große Eck-Couch das Wohnzimmer, in das sie einst durchs Fenster eingezogen war, durch die Tür wieder verlassen kann. Oder ob fünf starke Jungs reichen, das Klavier vom ersten Stock die Balkontreppe hinunter auf den Lastwagen zu hieven.

Viel Freizeit wurde geopfert, weil zwei Menschen Hilfe gebraucht haben. Dafür möchte ich allen ganz herzlich danke sagen. Allen, die Kuchen auf der Baustelle vorbei gebracht haben. Die mit Wurstsemmeln ausgeholfen haben. Die mit angepackt haben oder aufs Kind aufgepasst, wenn mal wieder Mama und Papa auf der Baustelle gefragt waren. Die wir Tag und Nacht nerven konnten mit unseren Fragen und Problemen, die unsere Baupläne studiert haben und uns den ein oder anderen wertvollen Tipp gegeben haben. Die einfach "und hopp" gerufen haben als man selber noch überlegte, ob man das Ding, das man transportieren will, eigentlich überhaupt in die Höhe heben kann.

Danke.

Mittwoch, 18. September 2013

Eine Küche zieht um


Drei Jahre ist meine Küche alt, als sie an ihrem aktuellen Standort ausgedient hat und ins neue Haus umziehen darf. Die Planungen dafür waren sehr intensiv, und ich erinnere mich noch gut an den Satz meines Mannes, als ich den ersten Entwurf für unseren Haus-Grundriss fertig hatte: "Du kannst doch kein Haus um eine Küche herum planen!"

Ich mag meine Küche, ich habe mir sie damals selbst als Geschenk zu meinem 30. Geburtstag "spendiert", es steckt viel Herzblut und viel Geld in all diesen Schränken und Schubladen, und als nach drei Jahren die Frage im Raum stand, ob es nicht doch sinnvoller sei, die Küche zu verkaufen und ins Haus eine neue zu bauen, habe ich mich vehement gegen diesen Vorschlag gewehrt. Denn genau die Küche, die ich hatte, sollte auch ins neue Haus kommen. Logischerweise habe ich das Haus um die Küche herum geplant. Vielleicht macht man das nicht so, ich hab's so gemacht.

Dem ersten Entsetzen meines Mannes konnte ich schlüssige Argumente entgegen bringen, und so ließ mich mein Mann weiter gewähren, den Grundriss fürs neue Eigenheim mit Leben, Raum und Sinn zu füllen. Irgendwann waren wir an dem Punkt angelangt, an dem die alte Küche dann doch zu klein war fürs neue Haus -  ein halber Meter mehr im Obergeschoß geht halt nur dann, wenn auch das Erdgeschoß mitwachsen darf.  Und so musste auch die Küche wachsen - und sie durfte wachsen. Schränke und Fronten waren zum Glück nach drei Jahren noch beim Hersteller erhältlich, und auch die Granit-Arbeitsplatte konnte erweitert werden. 4,70 Meter lang würde meine neue alte  Küche bald sein, Kochinsel und das Kühlschrank-Backofen-Apothekerschrank-Element nicht mitgerechnet. "Was machst du denn mit so einer riesen Küche?", höre ich seitdem von allen Seiten, doch ich bin mir sicher, dass es zu viel Platz in einer Küche nie geben kann.

Bleibt das Problem, dass das Möbelhaus, in dem wir die Küche gekauft haben, keine Küchen umbaut. Also hieß es nochmal Kontakte durchforsten und auf die Suche nach kompetenten Ansprechpartnern in Sachen Küchenumzug gehen. Fündig wurden wir beim Küchenstudio Meidl in Massing. Wohl auch, weil der Chef mit meinem Mann gerne mal Zeit beim Gleitschirmfliegen verbringt, war es hier kein Problem, eine drei Jahre alte Küche von einem Ort weg zu bauen und an einem neuen Ort wieder aufzubauen. Dass das Ganze allerdings an nur einem einzigen Tag passieren würde, hat mich schwer beeindruckt. Um eine Minute nach 17 Uhr schickte mir mein Mann das Foto einer fertig aufgebauten Küche. Ohne eingehängte Fronten zwar, aber ansonsten fertig aufgestellt, ausgerichtet und verschraubt. Das Aufräumen, das war dann allerdings wieder Frauenarbeit. 


Freitag, 13. September 2013

Stufen des Glücks

Mittlerweile rennt unsere Baustelle vor sich hin - jeden Tag passieren so viele Dinge, jeden Tag werden so viele kleine Schritte gemacht, dass ich mit dem Schreiben gar nicht hinterher komme. In jedem Raum ist mittlerweile Farbe angekommen, die Böden sind auch schon fast überall fertig und heute Morgen ist auch noch die provisorische Baustellentreppe ausgezogen. Viele Wochen hat sie uns treue Dienste geleistet, doch heute kommt endlich der Treppenbauer, um die finale Version einzubauen.
Schon von Anfang unserer Bauzeit an war uns klar, dass wir eine Treppe aus Holz in unserem Haus haben wollen, und zwar eine mit geschlossenen Stufen, damit sich möglichst wenig Lärm durchs Treppenhaus von einem aufs andere Stockwerk verteilen kann. Wir wollten keine Treppe von der Stange, sondern eine, die ganz unseren Vorstellungen und wünschen entspricht. Ich wollte, dass die Stufen relativ dankbar in Sachen "Verschmutzung" sind und trotzdem die Hausbewohner nicht von dunklem Holz erschlagen werden. So wurde unsere Treppe zweifarbig, mit Trittstufen in Taupé und dem Treppenkörper in Weiß.  Noch schützen kleine Pappkarton-Felder das Holz vor schmutzigen Handwerker-Schuhabdrücken, doch ich weiß jetzt schon: Mir gefällt's.

Donnerstag, 12. September 2013

Baustellen-Pause: Heute wird erster Schultag gefeiert

Der Wecker klingelt heute morgen früher als sonst. Nicht, weil wir heute irgendeine wichtige Lieferung auf der Baustelle erwarten. Nicht weil ein Handwerker zu nachtschlafender Zeit um Einlass begehrt. Nein, heute ist Pause auf der Baustelle, denn unsere Tochter wird eingeschult.

Leider haben wir es zeitlich nicht geschafft, diesen Tag mit einem Morgen in unserem neuen Haus zu beginnen. Wir hinken rund zwei Wochen im Zeitplan hinterher, und haben es nicht geschafft, die Verzögerung reinzuarbeiten. Doch die Traurigkeit darüber hält sich in Grenzen, es überwiegt die Freude über diesen neuen, wichtigen Lebensabschnitt unserer "Großen".

Zum Frühstück reicht mir der Kaffee, ich bin zu nervös, meine Tochter hingegen scheint ihre Coolness gerade neu entdeckt zu haben. "Auf geht's, worauf warten wir?", fragt sie enthusiastisch, schwingt ihren Schulranzen auf die Schulter und schnappt sich ihre Schultüte. Noch schnell bringe ich die drei Schleifen, die die Tüte verschließen, ein bisschen in Form und bewundere noch einmal meine Bastelarbeit der letzten Wochen: Farblich auf den Schulranzen abgestimmt und auf Wunsch meiner Tochter habe ich eine Katzen-Tüte gebastelt. Meine erste Schultüte, die ich je gemacht habe, doch dank fertiger "Bausätze" ist das ein einigermaßen idiotensicheres Unterfangen.

Einer der wenigen klaren Gedanken dieses Vormittags - denn als meine Tochter in der Schule angekommen ist, die ABC-Schützen von der Rektorin begrüßt und in ihre Klassenzimmer geleitet werden, da beginnt der Kloß im Hals plötzlich ins Unermessliche zu wachsen, und schon kullern die ersten Tränen mein Gesicht hinunter.  Ich wollte nicht sentimental werden und nun bin ich es doch. Und ich erinnere mich an die Zeilen eines Liedes der schwedischen Pop-Gruppe ABBA, das ich schon so oft gehört habe - und jetzt erst nachfühlen kann, was es bedeutet. Das Lied heißt: "Slipping through my fingers" und das ist die erste Zeile daraus:

Schoolbag in hand, she leaves home in the early morning
Waving goodbye with an absent-minded smile
I watch her go with a surge of that well-known sadness
And I have to sit down for a while
The feeling that I'm losing her forever
And without really entering her world
I'm glad whenever I can share her laughter
That funny little girl

Slipping through my fingers all the time
I try to capture every minute
The feeling in it
Slipping through my fingers all the time
Do I really see what's in her mind
Each time I think I'm close to knowing
She keeps on growing
Slipping through my fingers all the time

Dienstag, 10. September 2013

Sekundenentscheidungen

Im Flur wird gerade die Grundierung auf die Rigipswände aufgetragen, in der Gästetoilette kann schon mit dem Streichen der Wände begonnen werden, der Bodenleger hämmert im Wohnzimmer auf Teufel komm raus vor sich hin und während ich gerade versuche, einen halbwegs geraden Pinselstrich in der Küche hin zu bekommen steht plötzlich der Fliesenleger vor mir: "Hell- oder dunkelgrau?", fragt er, und hält mir zwei Farbstreifen unter die Nase.



Ein Haus zu bauen heißt nicht nur, viel Herzblut und Energie in ein Projekt zu investieren, sondern auch, ziemlich viele Entscheidungen zu treffen. Am Anfang, da trifft man diese noch mit viel gedanklichem Freiraum, zuhause am Wohnzimmertisch, mit dem Plan auf dem Schoß und dem Traum vom Eigenheim im Kopf. Über Fassadenfarbe haben mein Mann und ich sehr lange diskutiert und gesprochen. Auch von unserem Blechdach haben wir uns ganz viele Muster schicken lassen, bis wir uns für eine Variante entschieden haben. Die Frage des Fliegenlegers nach der Farbe des Fugenmörtels für die Fliesen in  unserer Dusche entscheide ich spontan, binnen weniger Sekunden und ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, das mit meinem Mann erst besprechen zu müssen. Man wird schneller im Entscheiden, je mehr man entscheiden muss.

Donnerstag, 5. September 2013

Trocken oder nicht? Das ist hier die Frage

Eigentlich sollte heute der Fliesenleger mit seiner Arbeit beginnen. Doch es kommen Zweifel auf, ob die Wochen, die der Estrich zum Trocknen hatte, auch wirklich gereicht haben. Eigentlich ja, sagt der Blick auf den Bauherren-Kalender, die 28 Tage sind rum Doch der Fliesenleger will auf Nummer sicher gehen. Immerhin, Restfeuchte im Estrich ist kein Spaß, und will man, dass die dort verlegten Fliesen möglichst lange halten, sollte der Untergrund trocken sein.

Wir entscheiden uns dafür, vor dem Fliesenlegen die Restfeuchte im Boden zu ermitteln, und zwar mittels CM-Messmethode. Hierbei wird vom Boden ein bisschen Estrich abgekratzt, dieses Pulver wird mit Calciumcarbid in einer Stahlflasche mit Manometer vermischt und dadurch Azethylengas erzeugt. Aus dem Druckanstieg am Manometer und einer Eichtabelle wird der Feuchtigkeitsgehalt des Estrichs ermittelt. Die Vorgehensweise erinnert ein bisschen an die ersten Stunden im Chemieunterricht, als man noch Pülverchen zusammen mischen durfte ohne zu wissen, was genau dabei eigentlich passiert.  Viel Theorie, die uns am Ende zu folgendem Resultat bringt:  Der Estrich ist trocken genug. Der Fliesenleger kann los legen mit Fliesen legen.

Montag, 2. September 2013

Der Countdown läuft

Seit viereinhalb Monaten widmen wir unsere ganze Energie unserer Hausbaustelle. Das ehrgeizige Ziel, zum Schulanfang unserer Tochter hier einziehen zu können, werden wir nicht erreichen. Viele kleine Verzögerungen lassen uns ein paar Wochen im Zeitplan hinterher hinken. Mal kam der Installateur einen Tag später als geplant, dann der Estrichleger, viele Arbeiten dauerten länger als wir dachten.  Drinnen im Haus läuft die Fußbodenheizung auf Hochtouren,  der Estrich trocknet gerade,  man fühlt sich ein bisschen wie in der Sauna. An Arbeiten im Inneren ist nicht zu denken.  Plan B muss her. Plan B wie .... Terrasse, Garten, Rasen.

Es kommt selten vor, dass mir gleich zwei Männer den Vogel zeigen, heute war es der Fall. Zum einen mein Mann, der meine Aussage, wir könnten doch jetzt mit dem Garten beginnen, mit eben jener Geste quittiert hat. Zum anderen mein Vater, der ebenfalls keine andere Reaktion auf meinen Wunsch übrig hatte. Ich habe es ihnen nicht krum genommen - ich habe argumentiert. Im Hausinneren würde noch mehrere Tage die Heizung laufen, das Wetter ist aktuell ideal, es gibt für uns sonst gerade nichts zu tun. Warum also nicht einfach mal anfangen...?

Zuerst ist mein Mann eingeknickt, dann mein Vater. Auch wenn es der einen oder anderen Bauherren-Logik vielleicht nicht ganz zuträglich ist, einen Rasen anzusäen, wo doch noch nicht mal im Haus alles fertig ist, habe ich mich durchgesetzt.  Heute haben wir nicht nur die Terrasse fertig gemacht, sondern mein Vater hat auch noch im Garten die ersten Stauden für unsere Singvögel- und Schmetterlings-Naturhecke im Süden gesetzt sowie den Boden für die Rasenansaat vorbereitet. 

Donnerstag, 29. August 2013

Vier Monate Bauzeit - ein Zwischenbericht

Heute vor vier Monaten, am 29. April, rollten die Bagger auf unserem Grundstück an.  Zeit für einen kleinen Zwischenstand.


Wer ein Holzhaus baut, der hat einen nicht unerheblichen Zeitvorteil, einfach aufgrund der Tatsache, dass das Haus im Idealfall auf einen Tag steht und dicht ist. Bei uns hat das prima geklappt, die Firma Huber  (www.huber-holzbau.de) aus Falkenberg hat eine super Arbeit geleistet und der Chef, Michael Huber, uns vor, während und auch nach der Bauphase unterstützt. 
Wir haben den Zeitvorteil genutzt, und nachdem unser Haus Ende Mai aufgestellt wurde, so viel wie möglich selbst auf der Baustelle gearbeitet. Arbeitsreich war da vor allem der Monat August - und das merkt man am heutigen Tag.

Die Holz-Alu-Fenster mit Dreifachverglasung wurden geliefert und eingebaut vom Mann unseres Vertrauens, Helmut Mühlbauer aus Seemannshausen. Unser Haus ist außen verputzt, schaut also, wie es der Maler so nett formuliert hat, nun "nicht mehr aus wie eine Schuhschachtel". Im Garten wurden zig Lkw-Ladungen  Humus aufgeschüttet, um eine ebene Rasenfläche trotz Hanggrundstück zu ermöglichen. Dazu wurde im Süden eine Stützmauer mit L-Winkeln gebaut, prompt und trotz engem Terminkalender erledigt von der Firma Gefo-Bau aus Johanniskirchen (www.gefo-bau.de). Punktfundamente wurden gegossen an der Stelle, wo später einmal unsere Terrasse sein wird.



Und heute, am 29. August, geht es munter Vollgas weiter.
Wir haben unsere Fensterbänke bekommen, die uns Steinmetz Hubert Deieritz auf Wunsch und Maß gefertigt hat. Außerdem wurde unsere Haustüre eingebaut - ein weiterer, sehr feierlicher Moment auf der Baustelle. Mein Mann und unsere Helfer-Jungs haben zeitgleich mit dem Bau der Unterkonstruktion für unsere Terrasse begonnen.



An allen Ecken und Enden des Hauses wird gewerkelt. Wir sind im Endspurt!

Freitag, 23. August 2013

Wir laufen immer noch auf Baustrom?! Nein, ab heute nicht mehr

Im abendlichen Gucken diverser Hausbau- und Hausrenovierungs-Sendungen im Fernsehen bin ich Meister. Ich liebe es, zuzusehen, wie aus einer Bruchbude wieder ein schmuckes Häuschen wird. Ich mag es, wenn über Erfahrungen von Häuslebauern berichtet wird. Was schief geht, was gut geht, was man machen kann und was nicht. Just vor einigen Tagen ging es auf der Baustelle des Hausrettungs-Teams mal wieder richtig zu. Die Zeit war knapp, und man hatte alle Hände voll zu tun. Rundherum wuselten die Handwerker durch die Gegend, es surrte und hämmerte an allen Ecken und Enden, als der Ruf des Capo die Wände des Hauses zum Erzittern brachte: "Oh Gott, Tag 3 und wir laufen immer noch auf Baustrom!".

Baustrom, so habe ich es bis zu diesem Zeitpunkt empfunden, ist eine tolle Sache. So lange das Haus noch nicht ans Stromnetz angeschlossen ist, wird die Baustelle über eben jenen Baustrom mit Energie versorgt. Draußen steht ein Baustromkasten, aus dem ein laaaanges Kabel bis in den letzten Winkel der Hausbaustelle reicht. Abends wird er fleißig abgesperrt, damit niemand auf die Idee kommt, den Baustrom zu klauen.

"Wir laufen immer noch auf Baustrom" war für mich ergo keine große Sache, bis ich in eben jener Fernsehsendung verfolgen konnte, dass der Einzug des Sicherungskastens samt Panzersicherung doch so etwas wie ein weiterer Meilenstein beim Hausbau ist. Und deshalb hab ich mich auch gefreut wie Bolle, als eines Tages der Elektriker unseres Vertrauens samt einer riesigen.... nein, einer riiiiieeeeesigen Rolle grauer Kabel bei uns vor der - noch nicht vorhandenen - Türe stand.

Wir haben uns damals vor Baubeginn bewusst für ein kleines, örtliches Elektrounternehmen entschieden. Vater und Sohn, Gerd und Florian Probstmeier, für die, finde ich, darf man ruhig ein bisschen Werbung machen, denn egal wann wir ihre Nummer gewählt haben, immer waren sie da für uns, haben uns Tipps gegeben und sind mit uns in jedem Raum die geeigneten Stellen für Lichtschalter und Steckdosen durchgegangen. 

Nun waren sie gekommen, uns vom Baustrom zu erlösen. Am Ende des Tages prangte an der Wand unseres Technikraumes ein nigelnagelneuer Sicherungskasten, der auch gleich vom Fachmann ordentlich beschriftet worden war. Und ich konnte abends befreit ausrufen: "Hurra,wir laufen nicht mehr auf Baustrom". Leider hat das dann niemand gefilmt.

Montag, 19. August 2013

Stein auf Stein

Wer diesen Blog hier schon länger mitverfolgt, weiß vielleicht noch, dass wir für unser Hausprojekt ein Hanggrundstück gewählt haben. Zugleich aber wollten wir kein Hang-Haus bauen.  Die Bauherrin war also kreativ - darin, ihren Mann von den Vorteilen eines ebenen Rasens zu überzeugen, darin, das Haus bei den Planungen so aufs Grundstück zu stellen, dass man trotz Hang einigermaßen souverän von der Straße in die Garage fahren kann, darin, bei allen am Bau Beteiligten um Verständnis und Unterstützung für ein derartiges Vorhaben zu werben.

Wer ein Hanggrundstück einigermaßen gerade richten will, muss am oberen Hang Erdreich abtragen und am unteren Hang Erdreich aufschütten. Soviel zur Theorie. Doch beide Hänge müssen dann auch ordentlich abgestützt werden, will man nicht beim nächsten Regenschauer das halbe Grundstück vom Nachbarn in der Einfahrt liegen haben.

Bei uns soll im Norden unseres Grundstücks ein 3,50 Meter breiter Weg parallel am Haus vorbei führen, eine Spielstraße für die Kinder, eine Multifunktionsstraße, auf der Gäste parken können oder der Paketbote vor der Haustür. Die Mauer, die den Hang dort stützt, sehen wir jeden Tag, wenn wir das Haus verlassen. Sie soll also nicht nur funktionell, sondern auch schick sein.

Man kann das Internet nach Erfahrungswerten dazu durchforsten, in unserem Fall war der wichtigste Ratgeber in Sachen Mauer (und auch in vielen weiteren Dingen) mein Vater. Als Landschaftsgärtnermeister hat er schon hunderte Mauern gebaut - und er rät uns zu einer Mauer aus Natursteinen. Nichts, sagt er, ist stabiler und langlebiger - und schaut auch noch gut aus.

Gesagt, getan. Auf einer Länge von fast 40 Metern wird Stein auf Stein gesetzt, mehrere Tage Arbeit braucht es, doch dann ist das Werk vollendet.

Donnerstag, 8. August 2013

30 Grad im Schatten - und drinnen wird der Ofen gebaut

Als wir die ersten Pläne für unser neues Haus geschmiedet haben, war einer der ersten gemeinsamen Gedanken der vom lodernden Feuer eines Kamins, an dem wir uns an kühlen Tagen wärmen können. Wenn ein Paar sich mal von Anfang an in einer Sache so dermaßen einig ist, dann muss man das ausnutzen - und so haben wir uns, noch bevor auch noch eine Wand unseres  Hauses gebaut war, auf die Suche nach einem passenden Holzofen gemacht.
Eine Glasscheibe soll er haben, sagt die Frau. Zwei Glasscheiben, sagt der Mann. Denn der will den Ofen nicht vom Wohnzimmer aus befeuern, sondern vom Flur aus. Sein Argument: Im Flur werden Fliesen verlegt, und die nehmen es nicht so krum, wenn mal ein Fünkchen aus der Glut nach draußen fliegt. Der Holzboden im Wohnzimmer allerdings verzeiht so etwas nicht - und eine Glasabdeckung über dem Parkett vor dem Ofen, die wollen wir beide nicht.
Schlicht soll er sein, der Ofen, sagt die Frau. Verputzen, sagt der Mann, das kann ich selber. Kein Kachelofen soll es sein, auch kein Schwedenofen, und doch ein Hingucker sein, wenn man den Raum betritt.
Wer in Eggenfelden wohnt, der tut sich leicht auf der Suche nach einem Ofen, denn die Firma Brunner sitzt hier mitten am Ort und zeigt in ihrer Ausstellung, wie vielfältig Öfen eigentlich sein können. Beim Rundgang und anschließenden Blättern im Prospekt haben wir uns auch gleich verliebt - in einen Systemkamin, der dank Formteilen aus Wärmebeton in wenigen Stunden aufgebaut ist. Mit dem BSK 06 haben wir uns dabei für das größte Modell mit einer Nennwärmeleistung von 14 kW entschieden.  Und während es draußen 30 Grad im Schatten hat, wird bei uns fleißig am Ofen gebaut.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Ohne Kaffee geht gar nichts



In einem Comicstrip aus den 80er Jahren tapst Kater Garfield an einem kalten Morgen in die Küche, fächelt sich zuerst mit den Vorderpfoten heißen Kaffee ins Gesicht, nimmt einen großen Schluck, gurgelt ein wenig und krabbelt anschließend mit einem genüsslichen „Aaaah“ komplett in die Tasse hinein. Er muss seinen Kaffee wirklich genießen, das stellt auch Garfields Herrchen Jon fest, der die ganze Zeit mit am Frühstückstisch gesessen und die Szenerie schweigend beobachtet hat.
Ich kann leider nicht in die Kaffeetasse kriechen. Aber ich kann mich hinter dem großen Keramik-Haferl verkriechen, meine Hände fest um die Tasse schließen, mit geschlossenen Augen diesen wunderbaren Duft von warmer Milch und heißem Espresso in mich aufsaugen und Schluck für Schluck in der Welt ankommen. Ohne Kaffee geht mir am Morgen ziemlich viel auf die Nerven – und eigentlich gar nichts so richtig gut. Schon gar keine überraschenden Besuche.
Es war einer dieser Sommermorgen, an dem die Vögel schon vor 6 Uhr anfangen, wild herum zu zwitschern und man sich eher schlecht als recht im Bett herumwälzt im Versuch, noch ein wenig Schlaf zu ergattern. An eben diesem Morgen klingelte es zu präkoffeinärer Zeit an der Türe, und draußen stand ein Lkw-Fahrer. Ein sehr ungeduldiger Lkw-Fahrer. Der mir plötzlich einen 1,80 Meter langen Badewannenträger vor die Nase setzte, mir den Lieferschein in die Hand drückte und wieder fahren wollte.
Nun bauen wir ja gerade Haus und eben jener Badewannenträger wird von unserem Installateur seit etlichen Tagen sehnsüchtig erwartet. Auf der Baustelle allerdings, nicht 15 Kilometer entfernt in der Einfahrt vor meiner Wohnung. „Nicht mein Problem, ich muss weiter“, sprach der Lkw-Fahrer allerdings nur, und verschwand samt Lastwagen in einer Staubwolke. Auf seiner Tour komme er nämlich heute nicht mehr an unserer Baustelle vorbei. Pech gehabt.
Es mag wohl der Tatsache geschuldet sein, dass ich von einem Guten-Morgen-Kaffee so weit entfernt war wie der Badewannenträger von der Baustelle. Daran, dass mir eine ordentliche Menge dieses psychotropen Getränkes, das meine Persönlichkeit doch so positiv beeinflusst, durch den unerwarteten Besuch verwehrt blieb. Nur so ist es zu erklären, dass ich in einer  Stimmung, die normalerweise der Öffentlichkeit vorenthalten bleibt, im Sanitärfachgroßhandel anrief und dem Erstbesten, der dort ans Telefon ging, meinen gesammelten Ärger entgegen schmetterte. Und noch mehr. Im Nachhinein, post-espressoal  betrachtet, musste sich der arme junge Mann ziemlich viel anhören, das gebe ich zu.  Am Ende hat er sich selbst einen Lieferwagen geschnappt und den 1,80 Meter langen Badewannenträger auf die Baustelle befördert. Noch bevor ich meine erste Tasse Kaffee an diesem Morgen leer getrunken hatte, war das Ding bereits am eigentlich ihm zugedachten Ort angekommen. Super, dieser Elan, dieses schnelle Handeln, ganz ohne diskutieren und mühselige Ursachenforschung.  Und das in aller Herrgottsfrüh. Was wird der wohl zum Frühstück getrunken haben?


Update: Weil so viele nachgefragt haben - hier gibt's den oben erwähnten Comicstrip. Viel Spaß damit!


Samstag, 15. Juni 2013

Ausbaulatten, Rigipsplatten und der Wunsch, dass alles schneller geht

Seit zehn Tagen sind mein Mann und ich mittlerweile fast jeden Tag auf der Baustelle zu Gange und werkeln in Sachen Innenausbau. Das Material indes stapelt sich weiterhin meterhoch im und um das Haus. Gerade ist wieder eine Ladung Ausbau-Latten am Grundstück eingetroffen. Diese brauchen wir, weil dazwischen nicht nur die Holzfaser-Dämmung befestigt wird, sondern auch, weil darauf später einmal die Rigips-Platten montiert werden sollen.  Ein Arbeitstrupp hat am letzten Wochenende das Erdgeschoß komplett "verlattet", an diesem Samstag ist das obere Stockwerk dran. 


Nachdenklich blicke ich mich im Haus um, lasse mich seufzend auf einem der hohen Platten-Stapel nieder. Irgendwie, gestehe ich mir ein, habe ich gehofft, dass das alles hier schneller voran geht. Dass man Erfolge sieht nach jedem Tag, den wir hier verbringen. Doch heute sehe ich nur jede Menge Arbeit. 
Allein die Rigips-Platten stellen für mich eine schier unlösbare Aufgabe dar. In fast jedem Raum  stapeln sie sich mittlerweile und ich weiß, auch der heutige Samstag wird nicht ausreichen, dieser Massen Herr zu werden. Wo Sisyphos in der Antike mit einem großen Marmorblock zu kämpfen hatte, hat die Neuzeit an seine Stelle die Rigips-Platten gesetzt. Davon bin ich überzeugt.
Da kommt mein Mann und legt den Arm um mich. "Super wie weit wir heute gekommen sind, nicht?", lächelt er mich verschwitzt an und zeigt auf die fertig isolierten und mit Folie eingepackten Decken im Obergeschoß. Dann führt er mich nach draußen vor's Haus, wo er die restlichen Pakete mit Holzfaser-Platten neu arrangiert hat. Ein großes Loch lässt nun erkennen, dass die Stapel tatsächlich weniger werden. Noch immer schwirren mir Homers Verse über den tragischen Held Sisyphos und seinen Kampf gegen den Marmorblock im Kopf herum. Doch nun weiß ich: Der Block, der schamlose, er wird nicht mehr ins Feld hinunter rollen.

Samstag, 8. Juni 2013

Zur Not muss halt das Küchenmesser her

Zum Arbeitseinsatz haben wir heute unsere Firstdiebe auf die Baustelle geladen. Diese revanchieren sich damit für das Fest, mit dem wir unseren Dachbalken wieder ausgelöst haben. Mit sechs Helfern, so plant mein Mann, können wir an diesem Samstag in Sachen Innenausbau große Schritte nach vorne machen. 
Um beim Bau unseres Hauses Geld zu sparen, helfen wir mit, wo es gerade geht. Den Innenausbau, vor allem die Dämmung der Gebäudehülle, stemmen wir in Eigenregie. Meterhoch stapeln sich deshalb schon seit einigen Tagen dicke braune Pakete vor unserem Haus.  Holzfaser-Dämmplatten, so sagt der Hersteller Homatherm, zeichnen sich durch ihre hohe Rohdichte, eine verbesserte Druckfestigkeit für die Verwendung in Dächern, Böden und auf obersten Geschossdecken aus. Außerdem schützt die Dämmplatte vor Hitze, Kälte und Schall.  Vor allem aber widersetzt sie sich resistent jedem Versuch, sie auf ein passendes Maß zusammen zu schneiden. Sägemesser und Elektrosäge fransen die Dämmplatte so sehr aus, dass sie nach dem Zuschnitt zu nichts mehr zu gebrauchen ist. Auch weitere Versuche mit sämtlichen Schneidewerkzeugen, die wir auf der Baustelle gerade griffbereit haben, scheitern. "Weißt du was?", schlage ich meinem Mann in letzter Verzweiflung vor, "am besten wäre dafür wohl ein elektrisches Küchenmesser." 
Ich weiß nicht, was die Mutter meines Mannes an jenem Samstagvormittag gedacht hat, als ihr jüngster Sohn plötzlich in Arbeitskleidung vor ihr stand und sie fragte, ob er nicht ihr Moulinex-Messer ausleihen könnte. Erst zwei Wochen später erfährt sie beim Kurzbesuch auf der Baustelle, dass wir das Küchenhelferlein keineswegs benötigten, um irgendwelche Kuchenstücke mundgerecht zu zu schneiden. Sondern damit Holzfaser-Dämmplatten auf das passende Maß zurecht gestutzt haben. Aber ganz ehrlich: Damit hat es dann auch richtig gut funktioniert.



Sonntag, 2. Juni 2013

Jedes Loch ist eines zu viel

"Ein Holzhaus", erklärt mir mein Mann an diesem viel zu frühen Sonntagmorgen auf der Baustelle, "ein Holzhaus ist unter anderem auch deshalb so energieeffizient, weil es so dicht ist!". Deshalb, fährt er mit seinem Bau-Exkurs fort, müssen sämtliche Löcher, die durch Nägel, Klammern oder Schrauben in den Wänden entstanden sind, zugeklebt werden. Davon gibt es in unserem Haus viele - immerhin sind die Holztafeln ja nichts weiteres als zusammen geklammerte und geleimte Elemente. Jede Klammer, jede Leimnaht hinterlässt folglich eine winzige Lücke, durch die kalte Luft von draußen nach innen dringen kann.

Unser Freund im Kampf gegen diese undichten Stellen ist gelb und klebrig: Mit "Sicrall"-Klebeband werden wir uns nun an den Außenwänden entlang arbeiten und überall dort einen Streifen anbringen, wo Klammern oder Nähte zu sehen sind. "Sicrall", so lese ich in der Produktbeschreibung, ist alterungsbeständig und austrocknungsresistent. Außerdem ist es ein Hochleistungsklebeband, was ich bereits nach wenigen Minuten am eigenen Leib  ausprobieren darf. Wenn "Sicrall" nämlich irgendwo klebt, dann richtig. Und dann ist es dem Klebeband auch ziemlich egal, wenn das "irgendwo" gerade mein Ellenbogen ist.

 Leider bewahrt mich dieser kleine Fauxpas nicht vor weiteren Arbeitseinsätzen an diesem Sonntag.  Bereits kleine undichte Stellen, klärt mein Mann mich auf, können bei der Gebäudehülle dazu führen, dass sich dort Feuchtigkeit und Schimmel bilden. Besonders betroffen sind hierbei, wie ich mittlerweile schon des öfteren zu hören bekommen habe, die Fugen zwischen den Holzwerkstoffplatten.  Keine noch so kleine Ritze darf übersehen werden. Also konzentriere ich mich und klebe weiter vor mich hin. Ohne weitere Zwischenfälle zwischen mir und dem klebrigen Corpus delicti.  Am Ende dieses Sonntages sind die Wände voller kleiner  Sicrall-Fetzen - und kein Lüftchen weht mehr durch die Löchlein. Hoffentlich.  

Dienstag, 28. Mai 2013

Ein Haus an einem Tag

Um sechs Uhr morgens sind wir an diesem Dienstag auf der Baustelle. Tagelang hat es ununterbrochen geregnet, in großen Pfützen steht das Wasser auf den Bodenplatten-Elementen. Heute soll der einzige regenfreie Tag der Woche werden. Heute soll das Haus aufgestellt werden.
Wir bekommen ein Haus in Holztafelbauweise, und das hat für uns als Bauherren gleich mehrere Vorteile. Die eines Holzhauses an sich durften wir in den letzten Jahren schon kennen und lieben lernen - das Haus, in dem wir momentan noch leben, ist ebenfalls ein Holzhaus. Holztafelbau geht zudem außerdem ziemlich schnell.
Neun Monate von der Planung bis zum Einzug ins neue Haus ist ein rekordverdächtiges Vorhaben. Die Holztafelbauweise kommt uns da entgegen, denn erstens müssen wir nicht zusehen, wie der Rohbau Stein um Stein Tag für Tag langsam in die Höhe wächst, und zweitens  entfällt die Trocknungszeit von mehreren Monaten. Da die Gebäudehülle nach dem Aufbau sofort dicht ist, ist das Gebäude umgehend wind- und wetterfest. Holztafelbau, das ist in etwa so wie das Backen eines Lebkuchenhauses. Sind die Wände erst einmal fertig, muss man sie nur noch zusammen kleben, dekorieren und schon kann man los legen mit naschen.
Schon mehrere Wochen vor diesem 28. Mai wurden unsere Wände samt Dämmung, Fenster und Türen im Huber Holzbau-Werk in Falkenberg gefertigt. Jetzt, um 6 Uhr morgens, rollt ein Lastwagen voll mit Holzelementen den kleinen Berg zu unserem Grundstück hoch. Der Kran steht bereit, die Zimmerer ebenfalls. Nebel hängt noch in der Luft, als die erste Wand "einschwebt". Ein faszinierender Anblick.


Wand um Wand wird nun per Kran vom Lastwagen gehoben und in die Aussparungen der Bodenplatte eingepasst. Ganz gebannt stehen mein Mann und ich auf der Baustelle, überlegen bei jedem neuen Element, das sich auf den Weg Richtung Grundstück macht, welche Wand genau wir da nun sehen. "Garderobe", gibt mein Mann bei Element Nummer 1 den richtigen Tipp ab, und auch jede weitere Wand erkennen wir fast mühelos. Die Arbeiten gehen rasant voran - um 9.30 Uhr steht bereits das Erdgeschoß fertig da.

Die Zimmerer gönnen sich allerdings nur eine kurze Pause. Die Sonne scheint, doch bereits am morgigen Mittwoch soll es wieder regnen. Der erste Stock und das Dach müssen folglich noch heute fertig montiert werden. Der Lastwagen ist leer, macht sich sogleich auf den Weg, weitere Wandelemente und die Dachbalken zu holen.  Vor dem mittlerweile strahlend blauen Himmel schweben Deckenelemente durch die Luft.  Durch die Luke im Flur, wo später einmal eine Treppe nach oben führen wird, kraxle ich auf einer Leiter nach oben, möchte mir dieses Spektakel nicht entgehen lassen.


Während ich auf der bereits montierten Zwischendecke festen Boden unter den Füßen habe und mich relativ sicher wähne, müssen die Zimmerer, um die Decke für das Nebengebäude zu montieren, dazu auf den schmalen Außenwänden balancieren. Mir wird allein beim Anblick schwindlig, für die Handwerker indes scheint es ein Leichtes zu sein. Routiniert fügen sie die Decke samt Balken in den Freiraum ein, befestigen sie an den tragenden Wänden. Dann widmen sie sich dem nächsten Stockwerk - Wand für Wand. Mein Mann und ich können gar nicht genug kriegen vom Anblick unseres Hauses, das nach so vielen Wochen der Phantasie nun endlich Gestalt angenommen hat. Um 18.30 Uhr an diesem  Abend ist das Werk vollendet.


Sonntag, 26. Mai 2013

Tatü-tata, die Feuerwehr ist da

Tatü-tata, die Feuerwehr ist da. Zwar ohne Blaulicht und Sirenengeheul, dafür aber mit wertvoller Fracht: Unserem First! Tagelang haben wir gebangt um dieses so kostbare Puzzleteilchen, ohne das das Gesamtwerk "Haus" nicht vollendet werden kann, nun wird es uns, gut eingepackt und hübsch dekoriert, per  Drehleiterfahrzeug  auf die Baustelle gebracht. 


Wir beobachten das Spektakel mit den Händen in den Hosentaschen. Familie und Freunde haben den First gestohlen, nun sollen sich die Diebe bei dessen Rückgabe auch ordentlich schinden. "Das ist ja gar nicht der First", bemerkt mein Partner leise und stupst mich mit dem Ellenbogen in die Seite. Ich schaue genauer hin und muss ihm recht geben. Viel zu schmal ist jener Balken, der gerade vorsichtig vom Feuerwehrfahrzeug gehoben wird. Wir fragen bei den Dieben nach: "Euer First ist ja riesig! Und super schwer. Den haben wir natürlich nicht gestohlen, den hätten wir gar nicht transportieren können!". 
So haben sie einfach einen Dachsparren genommen, einen jener Träger, die von der Traufe zum First verlaufen und die Dachhaut tragen. Nichtsdestotrotz ist auch der Sparren wichtiger Bestandteil unseres Hauses, und so verhandeln wir zwar hart, als es um dessen Auslöse geht, aber doch effizient. Mit einer Einladung zum Richtfest samt zünftiger Brotzeit können wir die Diebe milde stimmen. Die Beute wird zurück gegeben. 


Montag, 20. Mai 2013

Da fehlt doch was! Firstdiebe am Werk!

Ein First ist die obere waagrechte Kante eines Daches. Ohne First ist das Dach nicht komplett, ohne ihn geht gar nichts. In Niederbayern wird eben jener First deshalb gerne mal gestohlen. Von Freunden der Bauherren oder von der Familie wird der Holzbalken meist in einer Nacht- und Nebelaktion von der Baustelle transportiert, mit Tannenzweigen und bunten Bändern dekoriert und dann beim Bauherrn um Auslöse gebeten. Meistens ist das eine zünftige Brotzeit, für die sich die Firstdiebe wiederum mit Arbeitseinsätzen auf der Baustelle revanchieren.
Unser neues Haus bekommt ein Pultdach, unser First ist demnach riesig, massiv und richtig schwer. Den, denken wir sorglos, klaut uns so schnell niemand. Zumal sämtliche Balken und alles was dazu gehört erst an Tag X auf die Baustelle geliefert werden. Bis dahin lagern sie sicher und gut bewacht beim Bauunternehmen. Denken wir. Bis uns dieses Foto erreicht:
 Nun ist diese Angelegenheit für uns wirklich dumm gelaufen. Unsere Freunde haben nämlich unsere kleine Abwesenheit im Kurzurlaub dafür genutzt, sich mit dem Bauunternehmen in Verbindung zu setzen und einen Plan auszuarbeiten. Hatten wir unseren First und alles was dazu gehört sicher in den Hallen beim "Huber Holzbau" gewähnt, so steckte im Endeffekt Firmenchef Michael Huber doch glatt mit den Dieben unter einer Decke. Da wurde dann auch noch zünftig auf den erfolgreichen Beutezug angestoßen.
Ganz schön gemein, finden wir. Ganz schön lustig, finden wir außerdem - und lassen uns gerne auf die Verhandlungen ein. Sonntag in einer Woche bekommen wir unseren First wieder, und die Diebe eine Brotzeit.

Montag, 13. Mai 2013

Kundenhotline - oder: wie man Bauherren in den Wahnsinn treiben kann

Wie kommen Fernsehprogramm und Internetanschluss ins neue Haus? Ich blättere in den Prospekten der deutschen Dienstleister und versuche, zwischen all den Angeboten das richtige für einen drei-Personen-Haushalt heraus zu finden. Am liebsten wäre mir ein Angebot aus einer Hand, spekuliere ich, während ich mich via Google auf den technisch neuesten Stand zu bringen versuche. Ein Fenster ploppt auf, ein großes deutsches Unternehmen weist dort auf seine aktuellen Rabatt-Aktionen hin. Der Name bürgt durchaus für Qualität, also wähle ich die im Internet angegebene Nummer.
Vielleicht hätte ich mir an diesem Tag einfach Zeit nehmen sollen. Vielleicht hätte ich mich in Ruhe an den Schreibtisch setzen sollen und nicht glauben, ein unverbindlicher Anruf lasse sich im Stehen, zwischen Küche und Esszimmer, absolvieren. Vielleicht hätte ich einfach auf die Nachbarn hören sollen, die behaupteten, nie mehr einen Vertrag mit eben jenem deutschen Traditionsunternehmen abschließen zu wollen. Statt dessen wähle ich sorglos die Nummer - und werde sogleich mit einem eine freundlichen "Herzlich willkommen. Bitte legen Sie nicht auf. Sie werden gleich mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden" empfangen.
Derlei automatische Ansagen haben gleich mehrere Haken. Zum einen sind sie nur beim ersten Mal freundlich. Bereits ab dem zweiten Mal nerven sie eigentlich nur noch. Zum anderen sind sie meistens mit lästiger Unterhaltungsmusik unterlegt, die ihren Namen definitiv zu Unrecht trägt. Außerdem ist das Gesagte eine glatte Lüge. "Gleich" heißt nämlich in diesem Fall: Vier Minuten. Vier Minuten, die sich dank unerträglicher Warteschleifenmusik doppelt so lange hinziehen.
Auf einem kleinen Schreibblock sind inzwischen bunte Blumenmuster und lustige Wolken entstanden und ich möchte den Telefonmonolog schon fast beenden, da höre ich plötzlich doch noch  eine echte Menschenstimme am anderen Ende der Leitung: "Willkommen bei *Piep*, was kann ich für Sie tun?".  Ich schildere dem Herrn kurz mein Anliegen: Dass wir gerade Haus bauen und dass es schön wäre, wenn wir dort  Telefon, Internet und Fernsehen haben könnten. "Oh, da sind Sie bei mir falsch", wiegelt der nette Herr sogleich ab. "Dafür gibt es unsere Bauherren-Hotline. Ich gebe Ihnen die Nummer. Die Kollegen sind montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr für Sie da."
"Sind sie nicht!", möchte ich dem netten Herrn ein paar Tage später entgegnen, nachdem ich zum mittlerweile siebten Mal bei besagter Bauherren-Hotline angerufen habe und außer eintönigen Freizeichen nichts vernommen habe.  Deshalb wähle ich Plan B, lade von der Homepage des Unternehmens einen Fragebogen herunter, fülle ihn aus und faxe ihn an eine angegebene Nummer mit der Bitte um schnelle Rückantwort. Das war vor mehr als fünf Wochen. Wir haben uns jetzt vorsorglich eine Satellitenschüssel  bestellt. Lieferzeit: drei Tage.

Montag, 6. Mai 2013

Drum stütze, was du zu erhalten strebst

Anfang Mai und das Wetter ist nicht wirklich einladend.  Das Thermometer zeigt gerade einmal zehn Grad an, fröstelnd mache ich mich auf den Weg zur Baustelle. Dort haben die Mitarbeiter der Firma Schmid in den letzten Tagen ganze Arbeit geleistet. Auf einem noch vor wenigen Monaten wild bewachsenen Hanggrundstück wurden etliche Kubikmeter Erdreich im Norden abgegraben und in der Mitte des Grundstückes wieder aufgeschüttet. Dorthin, wo einmal unser Haus stehen soll.
Zu Beginn unserer Hausplanungen stand für uns schnell fest: Ein richtiges Hanghaus wollen wir nicht. Auch keinen Keller und keinen schiefen Garten. Also muss Erdreich an einer Stelle abgetragen und an einer anderen wieder aufgeschüttet werden, um eine ebene Fläche zu erhalten. Das ist eine Herausforderung an die Statik, der wir mit einer Stützmauer entlang der abgetragenen Nordfläche entgegen kommen wollen. Rein theoretisch, denn praktisch kostet so eine Stützmauer, rund 1,20 Meter hoch und aus Beton gegossen, einen Betrag, der mich erneut nächtelang nicht schlafen lässt. So lange, bis mein Vater zu bedenken gibt, dass Natursteine eine wesentlich schönere und günstigere Alternative zum Beton sind. 

40 Meter Betonmauer - es gibt Schöneres

Ruhiger werden meine Nächte durch diese Tatsache allerdings nicht. Denn mittlerweile steht fest, dass wir auch im Süden unseres Grundstücks eine solche Stützmauer brauchen werden. 40 Meter lang, zwei Meter hoch. Und zwei Meter Höhe, die schafft keine Natursteinmauer mehr, sie zu stützen. Auch keine L-Winkel aus Beton, die man  - rein theoretisch - einfach ins Erdreich hätte schieben können und die durch das Gewicht des Bodens stabil bleiben. Für eine zwei Meter hohe Mauer braucht man Beton. Qualitativ hochwertigen deutschen Beton. Dazu einen 50 Zentimeter tiefen Graben, in den das Fundament gegossen wird  - und jede Menge Kies, der die Mauer vor frierender Nässe schützt.
Ein Bauwerk, dessen Kalkulation mir kalten Schweiß ins Gesicht treibt. Ein Bauwerk, das sein muss, weil sonst das gesamte Hauskonzept, die Pläne, der Gartenentwurf, weil das alles sonst nicht zum Tragen kommen wird.
Ein Bauwerk, das Zeit hat, sagt mein Partner. Zeit, bis das Haus fertig ist. Zeit, die wir nutzen können, um nach Alternativen zu schauen.  Zeit, die ich fortan mit Schrittgeschwindigkeit durch Siedlungsstraßen fahrend verbringe - immer mit suchendem Blick nach einer Stützmauer.

Donnerstag, 2. Mai 2013

Mit einem guten Plan fängt alles an - außer der Strom

"Mit einem guten Plan fängt alles an." So steht es auf der Homepage des örtlichen Stromversorgers. Dazu jede Menge Tipps, was man alles machen muss, damit der Strom ins Haus kommt. Ich mag solche auskunftsfreudigen Internetseiten, denn sie machen es mir, dem Hausbau-Laien, einfach, und verhindern, dass ich etwas falsch  mache. Punkt für Punkt gehe ich die aufgeführten Ratschläge durch, der Elektroinstallateur notiert gewissenhaft, wo Zählerschrank und Panzersicherung im neuen Haus untergebracht sind und in welchen Räumen Starkstrom benötigt wird. Auch dass bereits jetzt ein Baustrom-Anschluss benötigt wird, geben wir frühzeitig beim Stromversorger in Auftrag. Der sichert uns sogleich zu, dass das zeitnah zum Baubeginn passieren wird. 

Was nicht kommt, ist der Baustrom


Tut es aber nicht. Weder zum Baubeginn, weder in der Woche danach. Weder am Dienstag, noch am Mittwoch, noch heute, am Donnerstag. Entschuldigt sei hiermit, dass der Mittwoch ein Feiertag war, und vielleicht haben das die Mitarbeiter des Stromversorgers zum Anlass genommen, sich ein richtig langes verlängertes Wochenende zu gönnen. Das respektiere ich, Urlaub braucht schließlich mal jeder.
Blöd, dass die Arbeiter auf der Baustelle ohne Strom nicht weiter machen können. Gut, dass der Bodenplattenbauer die Zeitverzögerung anscheinend schon mit eingerechnet hat und eigentlich, wie er betont, erst ab Montag so wirklich den Baustrom benötigen wird. Schlau, denke ich  mir, dass unser Bodenplattenbauer in Sachen Baustrom  einen Plan hatte. Und zwar einen richtig guten.

Montag, 29. April 2013

Spatenstich. Baustart. Baggeranfahrt.

Es geht los, die Bagger rollen an. Die ganze Nacht habe ich nicht geschlafen, habe mich nervös im Bett hin und her gewälzt und mir fest vorgenommen, spätestens um sieben Uhr am Grundstück zu sein und die Bauarbeiter fröhlich und ausgeschlafen mit einem herzlichen "Guten Morgen" zu begrüßen.
Um sieben Uhr war ich heute definitiv nicht vorzeigbar, und das haben sich wohl auch die Bauarbeiter so gedacht, denn um sieben Uhr war auch noch keiner von ihnen auf der Baustelle.
"Wo sind sie denn?", frage ich meinen Freund. "Die kommen am Vormittag", mag dieser meine Nervosität so gar nicht teilen. Also fahre ich schweren Herzens ins Büro und warte auf das erste Bild von der Baustelle, das mich erreicht.
Ich muss ziemlich lange warten. Ziemlich genau bis zum Baustellenfeierabend, denn erst dann hat mein Freund, ganz fasziniert vom Tun der Baumaschinen, Zeit, mir Impressionen via Handy zu schicken. 

Ich sehe ein paar Stangen, einen ziemlich großen Wurzelstock und einen noch größeren Bagger. Erfahre zugleich, dass am morgigen Tag ein netter Herr vom Landratsamt kommt und sich das Stangenlabyrinth einmal genauer anschauen will. Schließlich wird er dann festlegen, auf welchem Niveau sich unsere Bodenplatte einmal befinden wird, und ob das so, wie wir uns das vorgestellt haben, überhaupt möglich ist.
Eine Information, die ich mit Magengrummeln entgegen nehme.
Ich verzichte für heute vorsorglich auf den Espresso nach dem Abendessen und mache mir einen Melissentee mit Honig. Soll gut für die Nerven sein, hab ich im Bauratgeber gelesen.

Samstag, 20. April 2013

Der Countdown läuft

Am 29. April will der Bodenplattenbauer anfangen. Zeit, sich mit dem Grundstücks-Untermieter mal ein wenig genauer zu befassen, finde ich. Der hat lange genug auf einem brach liegenden Grundstück sein Unwesen treiben können. Jetzt ist Schluss. Schluss mit wildwachsenden Brombeerstauden, Schluss mit Dornenranken und stachligen Zweigen.  Doch ich habe den Gegner unterschätzt. 
Wildwachsende Brombeerstauden können hartnäckig sein, dabei habe ich  bislang gedacht, dass es kaum etwas Schlimmeres und Festwachsenderes als Giersch geben könnte. 

Kampf der  Dornenhecke


Den ganzen Winter über haben sich die stacheligen Dinger weder von Schnee und Eis in ihrem Wachstum hindern lassen. Haben eifrig ihre Dornen gen Süden gestreckt und wollten sich gerade wieder aus ihrem temperaturbedingten Schläfchen verabschieden, da hat die Motorsense zugeschlagen.
Lange haben wir darüber nachgedacht, wie wir den Brombeerstauden am besten den Garaus machen könnten. Mit der Heckenschere kürzen, mit der Baggerschaufel über den Haufen fahren oder lieber doch am gesamten Grundstück den Humus 20-30 Zentimeter tief abtragen? Am Ende hat sich ganz überraschend ein Familienmitglied freiwillig gemeldet,  den freien Freitag inmitten von Dornen und Büschen verbracht und die Brombeerhecken ins Jenseits geschickt.
Das fertige Ergebnis kann sich auch wirklich sehen lassen - und so haben wir auch gleich den ersten schönen Frühlingstag genutzt, um  mit einem Schwung Markierstangen und bunten Holzklötzen unterm Arm aufs Grundstück zu marschieren. Eifrig wurden die Ecken von Garage, Wohnhaus und Werkstatt markiert und  dann auch gleich demonstriert, wie hoch das künftige Haus einmal sein wird. Dank einer sechs-Meter-Messstange kein Problem. Nur das Ergebnis hat mich dann doch ein wenig schockiert. Sechs Meter sind echt riesig. Ob der Nachbar von seiner Terrasse aus noch was anderes sehen wird außer unser Haus?

Samstag, 13. April 2013

Die richtige Raumgröße

Gäste-Toilette: 3,4 Quadratmeter.
Garderobe: 4,2 Quadratmeter. 
Hauswirtschaftsraum: 10,7 Quadratmeter.

Seit meiner Schulzeit habe ich keinen Maßstab mehr benutzt, nun hantiere ich etwas hilflos mit dem Spezial-Lineal und der 1:50-Skala herum. Das einzige Blatt Papier, das ein adäquates DIN A3-Maß vorweisen kann, findet sich im Kinderzimmer meiner Tochter, und nur mit Mühe kann ich sie überreden, mir doch bitte den Zeichenblock für eine halbe Stunde zu überlassen. "Ich nehme mir auch nur zwei Blatt Papier, versprochen."

Passen die Maße zu unserem Leben?


Vor mir am Küchentisch liegt ausgebreitet der Werkplan des Bauunternehmens. Den braucht die Firma, um Wände, Decken, Balken und Fensterausschnitte fertigen zu lassen. Den brauche ich, um mir ein letztes Mal Gedanken darüber zu machen, wo Türen und Wände hinkommen. Bald schon soll mit der Fertigung unseres Hauses begonnen werden, dazu braucht es konkrete Maße, und das macht mir Angst. Bald schon werde ich nichts mehr ändern können. Bald schon ist ein Gedanke nicht mehr nur ein Gedanke, sondern ein Loch in der Wand.
Ist die Garderobe groß genug? Hat der Schuhschrank tatsächlich dort Platz? Fühlt man sich im Gäste-WC nicht doch etwas beengt? Und kann ich im Hauswirtschaftsraum auch wirklich den Wäscheständer aufstellen, ohne ständig über das sperrige Drahtgestell zu fallen?
Die Diskussionen über Raumgrößen und Tür-Durchlässe führen mein Partner und ich meistens am späten Abend, wenn das Kind schläft und dem Körper eigentlich lieber nach einem gemütlichen Schläfchen auf der Couch wäre.
Was erklärt, dass am Folgetag eines solchen Gesprächs mein Blick ganz irritiert auf die Wand fällt, die Speisekammer und Garderobe trennt. Sie ist plötzlich 20 Zentimeter nach Norden gerutscht. Was einerseits ganz praktisch ist, weil nun in der Speis richtig viel Platz ist. Anderseits aber auch der bereits in der Garderobe eingeplante Zwei-Meter-Schuhschrank nun auf 1,89 Meter schrumpfen müsste, um noch unter zu kommen.
Ein Nachteil, den der Vorteil des größeren Vorratsraumes nicht aufwiegen kann. So greife ich am Abend wieder beherzt zum Zeichenmaßstab, schiebe die Wand zurück. 16 Zentimeter nach Süden. "Warum nicht 20 Zentimeter, wie anfangs im Werkplan eingezeichnet?", will mein Freund  wissen. "Aus Prinzip", antworte ich. Es soll ja nicht der Eindruck entstehen, ich hätte nicht ausreichend über die Raumgrößen nach gedacht.

Samstag, 6. April 2013

Tausche Tür gegen Tor


Ein Kribbeln im Bauch, schlaflose Nächte, feuchte Hände  beim bloßen Gedanken an das Objekt der Begierde  − es ist Frühling, und ich bin verliebt. Bis über beide Ohren, unsterblich, und dieses Mal weiß ich auch: So leicht wird das mit dem Vergessen  nicht werden. Weil ich sie nämlich unbedingt haben will, diese anthrazitgraue Haustüre mit den Swarovski-Steinchen im beleuchteten Glaselement. Mittels Fernbedienung schwingt die Tür automatisch auf, ein kleiner Fingerdruck genügt, und sie fällt wieder ins Schloss, verriegelt anschließend sogar automatisch.
Nun ist ja verliebt zu sein im Grunde genommen nichts Schlechtes − wenn man nicht gerade mitten in einem Bauvorhaben steckt. Dann ist verliebt sein ziemlich gefährlich. Liebe gefährdet das Budget, bringt die Finanzierung ins Wanken und lässt den Partner besorgt den Kopf schütteln ob der neuen Ideen, mit denen die künftige Hausherrin täglich zur Türe herein kommt.

Einsparpotenziale? Kaum noch in Sicht


Seit feststeht, dass wir uns ein Haus bauen, war ich schon ziemlich oft verliebt. In eine Holzterrasse, ausgerichtet nach drei Himmelsrichtungen. In ein Fenster, das übers Eck reicht und in eine  freistehende Badewanne. Letztere kollidiert ganz klar mit der neuen Liebe meines Partners − einer Walk-In-Dusche.    Hier wird es demnächst wohl eine schmerzliche Trennung geben, fürchte ich. Das tut mir leid −  für die Dusche.
Wie es für die  Fernbedienungs-Türe ausgeht, ist indes noch völlig offen.   Noch suche ich nach Tauschmöglichkeiten,  des Budgets wegen, versteht sich.      Das hohe Fenster im Büro habe ich schon für die Holzterrasse geopfert.  Der Badewanne zuliebe auf  Natursteinfliesen verzichtet. Fürs Über-Eck-Fenster war bereits nichts Tauschbares mehr da. „Es ist nur eine Haustüre. Braucht’s des?“, höre ich wohlwollende Ratschläge um mich herum. Nein, nicke ich vernünftig. Das braucht’s natürlich nicht. Schön ist sie trotzdem. Und sooo praktisch. Seufz.
Eine Garage braucht ja nicht unbedingt ein Tor, oder? Dann könnte man nämlich die Türe gegen das Tor...