Samstag, 13. April 2013

Die richtige Raumgröße

Gäste-Toilette: 3,4 Quadratmeter.
Garderobe: 4,2 Quadratmeter. 
Hauswirtschaftsraum: 10,7 Quadratmeter.

Seit meiner Schulzeit habe ich keinen Maßstab mehr benutzt, nun hantiere ich etwas hilflos mit dem Spezial-Lineal und der 1:50-Skala herum. Das einzige Blatt Papier, das ein adäquates DIN A3-Maß vorweisen kann, findet sich im Kinderzimmer meiner Tochter, und nur mit Mühe kann ich sie überreden, mir doch bitte den Zeichenblock für eine halbe Stunde zu überlassen. "Ich nehme mir auch nur zwei Blatt Papier, versprochen."

Passen die Maße zu unserem Leben?


Vor mir am Küchentisch liegt ausgebreitet der Werkplan des Bauunternehmens. Den braucht die Firma, um Wände, Decken, Balken und Fensterausschnitte fertigen zu lassen. Den brauche ich, um mir ein letztes Mal Gedanken darüber zu machen, wo Türen und Wände hinkommen. Bald schon soll mit der Fertigung unseres Hauses begonnen werden, dazu braucht es konkrete Maße, und das macht mir Angst. Bald schon werde ich nichts mehr ändern können. Bald schon ist ein Gedanke nicht mehr nur ein Gedanke, sondern ein Loch in der Wand.
Ist die Garderobe groß genug? Hat der Schuhschrank tatsächlich dort Platz? Fühlt man sich im Gäste-WC nicht doch etwas beengt? Und kann ich im Hauswirtschaftsraum auch wirklich den Wäscheständer aufstellen, ohne ständig über das sperrige Drahtgestell zu fallen?
Die Diskussionen über Raumgrößen und Tür-Durchlässe führen mein Partner und ich meistens am späten Abend, wenn das Kind schläft und dem Körper eigentlich lieber nach einem gemütlichen Schläfchen auf der Couch wäre.
Was erklärt, dass am Folgetag eines solchen Gesprächs mein Blick ganz irritiert auf die Wand fällt, die Speisekammer und Garderobe trennt. Sie ist plötzlich 20 Zentimeter nach Norden gerutscht. Was einerseits ganz praktisch ist, weil nun in der Speis richtig viel Platz ist. Anderseits aber auch der bereits in der Garderobe eingeplante Zwei-Meter-Schuhschrank nun auf 1,89 Meter schrumpfen müsste, um noch unter zu kommen.
Ein Nachteil, den der Vorteil des größeren Vorratsraumes nicht aufwiegen kann. So greife ich am Abend wieder beherzt zum Zeichenmaßstab, schiebe die Wand zurück. 16 Zentimeter nach Süden. "Warum nicht 20 Zentimeter, wie anfangs im Werkplan eingezeichnet?", will mein Freund  wissen. "Aus Prinzip", antworte ich. Es soll ja nicht der Eindruck entstehen, ich hätte nicht ausreichend über die Raumgrößen nach gedacht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen