Seit zehn Tagen sind mein Mann und ich mittlerweile fast jeden Tag auf der Baustelle zu Gange und werkeln in Sachen Innenausbau. Das Material indes stapelt sich weiterhin meterhoch im und um das Haus. Gerade ist wieder eine Ladung Ausbau-Latten am Grundstück eingetroffen. Diese brauchen wir, weil dazwischen nicht nur die Holzfaser-Dämmung befestigt wird, sondern auch, weil darauf später einmal die Rigips-Platten montiert werden sollen. Ein Arbeitstrupp hat am letzten Wochenende das Erdgeschoß komplett "verlattet", an diesem Samstag ist das obere Stockwerk dran.
Nachdenklich blicke ich mich im Haus um, lasse mich seufzend auf einem der hohen Platten-Stapel nieder. Irgendwie, gestehe ich mir ein, habe ich gehofft, dass das alles hier schneller voran geht. Dass man Erfolge sieht nach jedem Tag, den wir hier verbringen. Doch heute sehe ich nur jede Menge Arbeit.
Allein die Rigips-Platten stellen für mich eine schier unlösbare Aufgabe dar. In fast jedem Raum stapeln sie sich mittlerweile und ich weiß, auch der heutige Samstag wird nicht ausreichen, dieser Massen Herr zu werden. Wo Sisyphos in der Antike mit einem großen Marmorblock zu kämpfen hatte, hat die Neuzeit an seine Stelle die Rigips-Platten gesetzt. Davon bin ich überzeugt.
Da kommt mein Mann und legt den Arm um mich. "Super wie weit wir heute gekommen sind, nicht?", lächelt er mich verschwitzt an und zeigt auf die fertig isolierten und mit Folie eingepackten Decken im Obergeschoß. Dann führt er mich nach draußen vor's Haus, wo er die restlichen Pakete mit Holzfaser-Platten neu arrangiert hat. Ein großes Loch lässt nun erkennen, dass die Stapel tatsächlich weniger werden. Noch immer schwirren mir Homers Verse über den tragischen Held Sisyphos und seinen Kampf gegen den Marmorblock im Kopf herum. Doch nun weiß ich: Der Block, der schamlose, er wird nicht mehr ins Feld hinunter rollen.
Ich kenne das Gefühl, dass man meint, beim Hausbau hinge einfach nichts voran. Aber das täuscht und auch bei einem Massivhaus ist irgendwann ein Ende in Sicht.
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