Montag, 13. Mai 2013

Kundenhotline - oder: wie man Bauherren in den Wahnsinn treiben kann

Wie kommen Fernsehprogramm und Internetanschluss ins neue Haus? Ich blättere in den Prospekten der deutschen Dienstleister und versuche, zwischen all den Angeboten das richtige für einen drei-Personen-Haushalt heraus zu finden. Am liebsten wäre mir ein Angebot aus einer Hand, spekuliere ich, während ich mich via Google auf den technisch neuesten Stand zu bringen versuche. Ein Fenster ploppt auf, ein großes deutsches Unternehmen weist dort auf seine aktuellen Rabatt-Aktionen hin. Der Name bürgt durchaus für Qualität, also wähle ich die im Internet angegebene Nummer.
Vielleicht hätte ich mir an diesem Tag einfach Zeit nehmen sollen. Vielleicht hätte ich mich in Ruhe an den Schreibtisch setzen sollen und nicht glauben, ein unverbindlicher Anruf lasse sich im Stehen, zwischen Küche und Esszimmer, absolvieren. Vielleicht hätte ich einfach auf die Nachbarn hören sollen, die behaupteten, nie mehr einen Vertrag mit eben jenem deutschen Traditionsunternehmen abschließen zu wollen. Statt dessen wähle ich sorglos die Nummer - und werde sogleich mit einem eine freundlichen "Herzlich willkommen. Bitte legen Sie nicht auf. Sie werden gleich mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden" empfangen.
Derlei automatische Ansagen haben gleich mehrere Haken. Zum einen sind sie nur beim ersten Mal freundlich. Bereits ab dem zweiten Mal nerven sie eigentlich nur noch. Zum anderen sind sie meistens mit lästiger Unterhaltungsmusik unterlegt, die ihren Namen definitiv zu Unrecht trägt. Außerdem ist das Gesagte eine glatte Lüge. "Gleich" heißt nämlich in diesem Fall: Vier Minuten. Vier Minuten, die sich dank unerträglicher Warteschleifenmusik doppelt so lange hinziehen.
Auf einem kleinen Schreibblock sind inzwischen bunte Blumenmuster und lustige Wolken entstanden und ich möchte den Telefonmonolog schon fast beenden, da höre ich plötzlich doch noch  eine echte Menschenstimme am anderen Ende der Leitung: "Willkommen bei *Piep*, was kann ich für Sie tun?".  Ich schildere dem Herrn kurz mein Anliegen: Dass wir gerade Haus bauen und dass es schön wäre, wenn wir dort  Telefon, Internet und Fernsehen haben könnten. "Oh, da sind Sie bei mir falsch", wiegelt der nette Herr sogleich ab. "Dafür gibt es unsere Bauherren-Hotline. Ich gebe Ihnen die Nummer. Die Kollegen sind montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr für Sie da."
"Sind sie nicht!", möchte ich dem netten Herrn ein paar Tage später entgegnen, nachdem ich zum mittlerweile siebten Mal bei besagter Bauherren-Hotline angerufen habe und außer eintönigen Freizeichen nichts vernommen habe.  Deshalb wähle ich Plan B, lade von der Homepage des Unternehmens einen Fragebogen herunter, fülle ihn aus und faxe ihn an eine angegebene Nummer mit der Bitte um schnelle Rückantwort. Das war vor mehr als fünf Wochen. Wir haben uns jetzt vorsorglich eine Satellitenschüssel  bestellt. Lieferzeit: drei Tage.

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