Sonntag, 29. September 2013

Die erste Nacht im neuen Haus

Wir haben noch keine Türen und einige Möbelstücke fehlen auch noch. Doch heute ist sie gekommen: Die erste Nacht im neuen Haus.

Es ist kalt geworden die letzten Tage, der  Herbst hat Einzug gehalten ins Land. Zeit, unserem Kaminofen zu seinem ersten richtigen Einsatz zu verhelfen. Wir machen ein Feuerchen, legen uns auf Sitzsäcken vor die Glasscheibe, wo die Flammen langsam zu tanzen beginnen. Es ist gemütlich und warm, und es fühlt sich gut und richtig an. Die Küche samt Kühlschrank steht schon und der Champagner, der dort seit fünf Tagen auf seinen Einsatz wartet, wird jetzt endlich geöffnet. Mein Mann lässt den Korken knallen - und schon ist es passiert: eine champagnerkorkengroße Delle in unserer niegelnagelneuen, gerade montierten, zweimal grundierten und zweimal gestrichenen Zimmerdecke!

"Upsi", sagt mein Mann und schaut ein wenig ratlos, doch als er mein Lächeln sieht gehen auch bei ihm die Zeichen auf Entspannung: "Das spachtel ich morgen gleich wieder zu", bemerkt er schmunzelnd, und wir beide beginnen befreit zu lachen.

Fünf Monate intensiver Bauzeit liegen nun hinter uns. Vor einem Jahr wussten wir noch nicht, dass wir jemals zusammen ein Haus bauen würden, heute sind wir dort angekommen und fühlen uns vom ersten Moment an wohl. Die Türen werden in fünf Tagen geliefert  und eingebaut, ein paar Steckdosen fehlen noch, am Dienstag schon soll das Wohnzimmerregal kommen und dann, wenn der letzte Schrank montiert ist, werde ich mich daran machen, die 42 Umzugskartons auszuräumen, die sich in den einzelnen Zimmern stapeln. Die Lampen, ja,  die werden natürlich auch noch zeitnah aufgehängt, verspricht mein Mann.

Das war's dann. Unser Hausprojekt ist abgeschlossen. Es war eine anstrengende Zeit. Anstrengend, aber schön. In diesem Sinne - Prost.

Mittwoch, 25. September 2013

Viele Hände schaffen ein schnelles Ende

Dass unser Haus nach nur fünf Monaten Bauzeit nun bald bezugsfertig ist, das hat nicht nur mit unserem Ehrgeiz und unserer gehörigen Portion "Wahnsinn" zu tun, sondern auch damit, dass wir während der Bauphase viele viele fleißige Helfer hatten, die uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind. Der Neffe meines Mannes und sein Kumpel waren fast jeden Tag auf der Baustelle und packten mit an, mein Vater hat sich um die Mauerwerke, den Garten und den Rasen gekümmert, die Brüder meines Mannes ihr Wissen miteingebracht und unsere Freunde sagten nie nein, wenn wir mal wieder jemand zum Schrauben, zur Montage, zum Möbelabbau oder zum Klaviertransport gebraucht haben. In diesen letzten Tagen unserer aktiven Hausbau-Phase werden die Akkuschrauber langsam knapp.

In nahezu jedem Raum wird gerade ein Schrank aufgebaut, der neue Wohnzimmertisch muss noch montiert werden und das eine Bett vom einen alten ins neue Haus umziehen und das andere Bett vom anderen alten Haus ins neue Haus. Denn das kommt erschwerend zur Bau-End- und Umzugsphase mit hinzu: Sowohl mein Mann als auch ich leben bis dato in zwei verschiedenen  Häusern. Unsere Möbel ziehen aus zwei komplett entgegen gesetzten Himmelsrichtungen an ihren neuen Bestimmungsort um.

Ohne unsere vielen Helfer hätten wir wahrscheinlich in den letzten Tagen dann doch  noch einen Nervenzusammenbruch bekommen. Zum Beispiel, als nicht sicher war, ob die große Eck-Couch das Wohnzimmer, in das sie einst durchs Fenster eingezogen war, durch die Tür wieder verlassen kann. Oder ob fünf starke Jungs reichen, das Klavier vom ersten Stock die Balkontreppe hinunter auf den Lastwagen zu hieven.

Viel Freizeit wurde geopfert, weil zwei Menschen Hilfe gebraucht haben. Dafür möchte ich allen ganz herzlich danke sagen. Allen, die Kuchen auf der Baustelle vorbei gebracht haben. Die mit Wurstsemmeln ausgeholfen haben. Die mit angepackt haben oder aufs Kind aufgepasst, wenn mal wieder Mama und Papa auf der Baustelle gefragt waren. Die wir Tag und Nacht nerven konnten mit unseren Fragen und Problemen, die unsere Baupläne studiert haben und uns den ein oder anderen wertvollen Tipp gegeben haben. Die einfach "und hopp" gerufen haben als man selber noch überlegte, ob man das Ding, das man transportieren will, eigentlich überhaupt in die Höhe heben kann.

Danke.

Mittwoch, 18. September 2013

Eine Küche zieht um


Drei Jahre ist meine Küche alt, als sie an ihrem aktuellen Standort ausgedient hat und ins neue Haus umziehen darf. Die Planungen dafür waren sehr intensiv, und ich erinnere mich noch gut an den Satz meines Mannes, als ich den ersten Entwurf für unseren Haus-Grundriss fertig hatte: "Du kannst doch kein Haus um eine Küche herum planen!"

Ich mag meine Küche, ich habe mir sie damals selbst als Geschenk zu meinem 30. Geburtstag "spendiert", es steckt viel Herzblut und viel Geld in all diesen Schränken und Schubladen, und als nach drei Jahren die Frage im Raum stand, ob es nicht doch sinnvoller sei, die Küche zu verkaufen und ins Haus eine neue zu bauen, habe ich mich vehement gegen diesen Vorschlag gewehrt. Denn genau die Küche, die ich hatte, sollte auch ins neue Haus kommen. Logischerweise habe ich das Haus um die Küche herum geplant. Vielleicht macht man das nicht so, ich hab's so gemacht.

Dem ersten Entsetzen meines Mannes konnte ich schlüssige Argumente entgegen bringen, und so ließ mich mein Mann weiter gewähren, den Grundriss fürs neue Eigenheim mit Leben, Raum und Sinn zu füllen. Irgendwann waren wir an dem Punkt angelangt, an dem die alte Küche dann doch zu klein war fürs neue Haus -  ein halber Meter mehr im Obergeschoß geht halt nur dann, wenn auch das Erdgeschoß mitwachsen darf.  Und so musste auch die Küche wachsen - und sie durfte wachsen. Schränke und Fronten waren zum Glück nach drei Jahren noch beim Hersteller erhältlich, und auch die Granit-Arbeitsplatte konnte erweitert werden. 4,70 Meter lang würde meine neue alte  Küche bald sein, Kochinsel und das Kühlschrank-Backofen-Apothekerschrank-Element nicht mitgerechnet. "Was machst du denn mit so einer riesen Küche?", höre ich seitdem von allen Seiten, doch ich bin mir sicher, dass es zu viel Platz in einer Küche nie geben kann.

Bleibt das Problem, dass das Möbelhaus, in dem wir die Küche gekauft haben, keine Küchen umbaut. Also hieß es nochmal Kontakte durchforsten und auf die Suche nach kompetenten Ansprechpartnern in Sachen Küchenumzug gehen. Fündig wurden wir beim Küchenstudio Meidl in Massing. Wohl auch, weil der Chef mit meinem Mann gerne mal Zeit beim Gleitschirmfliegen verbringt, war es hier kein Problem, eine drei Jahre alte Küche von einem Ort weg zu bauen und an einem neuen Ort wieder aufzubauen. Dass das Ganze allerdings an nur einem einzigen Tag passieren würde, hat mich schwer beeindruckt. Um eine Minute nach 17 Uhr schickte mir mein Mann das Foto einer fertig aufgebauten Küche. Ohne eingehängte Fronten zwar, aber ansonsten fertig aufgestellt, ausgerichtet und verschraubt. Das Aufräumen, das war dann allerdings wieder Frauenarbeit. 


Freitag, 13. September 2013

Stufen des Glücks

Mittlerweile rennt unsere Baustelle vor sich hin - jeden Tag passieren so viele Dinge, jeden Tag werden so viele kleine Schritte gemacht, dass ich mit dem Schreiben gar nicht hinterher komme. In jedem Raum ist mittlerweile Farbe angekommen, die Böden sind auch schon fast überall fertig und heute Morgen ist auch noch die provisorische Baustellentreppe ausgezogen. Viele Wochen hat sie uns treue Dienste geleistet, doch heute kommt endlich der Treppenbauer, um die finale Version einzubauen.
Schon von Anfang unserer Bauzeit an war uns klar, dass wir eine Treppe aus Holz in unserem Haus haben wollen, und zwar eine mit geschlossenen Stufen, damit sich möglichst wenig Lärm durchs Treppenhaus von einem aufs andere Stockwerk verteilen kann. Wir wollten keine Treppe von der Stange, sondern eine, die ganz unseren Vorstellungen und wünschen entspricht. Ich wollte, dass die Stufen relativ dankbar in Sachen "Verschmutzung" sind und trotzdem die Hausbewohner nicht von dunklem Holz erschlagen werden. So wurde unsere Treppe zweifarbig, mit Trittstufen in Taupé und dem Treppenkörper in Weiß.  Noch schützen kleine Pappkarton-Felder das Holz vor schmutzigen Handwerker-Schuhabdrücken, doch ich weiß jetzt schon: Mir gefällt's.

Donnerstag, 12. September 2013

Baustellen-Pause: Heute wird erster Schultag gefeiert

Der Wecker klingelt heute morgen früher als sonst. Nicht, weil wir heute irgendeine wichtige Lieferung auf der Baustelle erwarten. Nicht weil ein Handwerker zu nachtschlafender Zeit um Einlass begehrt. Nein, heute ist Pause auf der Baustelle, denn unsere Tochter wird eingeschult.

Leider haben wir es zeitlich nicht geschafft, diesen Tag mit einem Morgen in unserem neuen Haus zu beginnen. Wir hinken rund zwei Wochen im Zeitplan hinterher, und haben es nicht geschafft, die Verzögerung reinzuarbeiten. Doch die Traurigkeit darüber hält sich in Grenzen, es überwiegt die Freude über diesen neuen, wichtigen Lebensabschnitt unserer "Großen".

Zum Frühstück reicht mir der Kaffee, ich bin zu nervös, meine Tochter hingegen scheint ihre Coolness gerade neu entdeckt zu haben. "Auf geht's, worauf warten wir?", fragt sie enthusiastisch, schwingt ihren Schulranzen auf die Schulter und schnappt sich ihre Schultüte. Noch schnell bringe ich die drei Schleifen, die die Tüte verschließen, ein bisschen in Form und bewundere noch einmal meine Bastelarbeit der letzten Wochen: Farblich auf den Schulranzen abgestimmt und auf Wunsch meiner Tochter habe ich eine Katzen-Tüte gebastelt. Meine erste Schultüte, die ich je gemacht habe, doch dank fertiger "Bausätze" ist das ein einigermaßen idiotensicheres Unterfangen.

Einer der wenigen klaren Gedanken dieses Vormittags - denn als meine Tochter in der Schule angekommen ist, die ABC-Schützen von der Rektorin begrüßt und in ihre Klassenzimmer geleitet werden, da beginnt der Kloß im Hals plötzlich ins Unermessliche zu wachsen, und schon kullern die ersten Tränen mein Gesicht hinunter.  Ich wollte nicht sentimental werden und nun bin ich es doch. Und ich erinnere mich an die Zeilen eines Liedes der schwedischen Pop-Gruppe ABBA, das ich schon so oft gehört habe - und jetzt erst nachfühlen kann, was es bedeutet. Das Lied heißt: "Slipping through my fingers" und das ist die erste Zeile daraus:

Schoolbag in hand, she leaves home in the early morning
Waving goodbye with an absent-minded smile
I watch her go with a surge of that well-known sadness
And I have to sit down for a while
The feeling that I'm losing her forever
And without really entering her world
I'm glad whenever I can share her laughter
That funny little girl

Slipping through my fingers all the time
I try to capture every minute
The feeling in it
Slipping through my fingers all the time
Do I really see what's in her mind
Each time I think I'm close to knowing
She keeps on growing
Slipping through my fingers all the time

Dienstag, 10. September 2013

Sekundenentscheidungen

Im Flur wird gerade die Grundierung auf die Rigipswände aufgetragen, in der Gästetoilette kann schon mit dem Streichen der Wände begonnen werden, der Bodenleger hämmert im Wohnzimmer auf Teufel komm raus vor sich hin und während ich gerade versuche, einen halbwegs geraden Pinselstrich in der Küche hin zu bekommen steht plötzlich der Fliesenleger vor mir: "Hell- oder dunkelgrau?", fragt er, und hält mir zwei Farbstreifen unter die Nase.



Ein Haus zu bauen heißt nicht nur, viel Herzblut und Energie in ein Projekt zu investieren, sondern auch, ziemlich viele Entscheidungen zu treffen. Am Anfang, da trifft man diese noch mit viel gedanklichem Freiraum, zuhause am Wohnzimmertisch, mit dem Plan auf dem Schoß und dem Traum vom Eigenheim im Kopf. Über Fassadenfarbe haben mein Mann und ich sehr lange diskutiert und gesprochen. Auch von unserem Blechdach haben wir uns ganz viele Muster schicken lassen, bis wir uns für eine Variante entschieden haben. Die Frage des Fliegenlegers nach der Farbe des Fugenmörtels für die Fliesen in  unserer Dusche entscheide ich spontan, binnen weniger Sekunden und ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, das mit meinem Mann erst besprechen zu müssen. Man wird schneller im Entscheiden, je mehr man entscheiden muss.

Donnerstag, 5. September 2013

Trocken oder nicht? Das ist hier die Frage

Eigentlich sollte heute der Fliesenleger mit seiner Arbeit beginnen. Doch es kommen Zweifel auf, ob die Wochen, die der Estrich zum Trocknen hatte, auch wirklich gereicht haben. Eigentlich ja, sagt der Blick auf den Bauherren-Kalender, die 28 Tage sind rum Doch der Fliesenleger will auf Nummer sicher gehen. Immerhin, Restfeuchte im Estrich ist kein Spaß, und will man, dass die dort verlegten Fliesen möglichst lange halten, sollte der Untergrund trocken sein.

Wir entscheiden uns dafür, vor dem Fliesenlegen die Restfeuchte im Boden zu ermitteln, und zwar mittels CM-Messmethode. Hierbei wird vom Boden ein bisschen Estrich abgekratzt, dieses Pulver wird mit Calciumcarbid in einer Stahlflasche mit Manometer vermischt und dadurch Azethylengas erzeugt. Aus dem Druckanstieg am Manometer und einer Eichtabelle wird der Feuchtigkeitsgehalt des Estrichs ermittelt. Die Vorgehensweise erinnert ein bisschen an die ersten Stunden im Chemieunterricht, als man noch Pülverchen zusammen mischen durfte ohne zu wissen, was genau dabei eigentlich passiert.  Viel Theorie, die uns am Ende zu folgendem Resultat bringt:  Der Estrich ist trocken genug. Der Fliesenleger kann los legen mit Fliesen legen.

Montag, 2. September 2013

Der Countdown läuft

Seit viereinhalb Monaten widmen wir unsere ganze Energie unserer Hausbaustelle. Das ehrgeizige Ziel, zum Schulanfang unserer Tochter hier einziehen zu können, werden wir nicht erreichen. Viele kleine Verzögerungen lassen uns ein paar Wochen im Zeitplan hinterher hinken. Mal kam der Installateur einen Tag später als geplant, dann der Estrichleger, viele Arbeiten dauerten länger als wir dachten.  Drinnen im Haus läuft die Fußbodenheizung auf Hochtouren,  der Estrich trocknet gerade,  man fühlt sich ein bisschen wie in der Sauna. An Arbeiten im Inneren ist nicht zu denken.  Plan B muss her. Plan B wie .... Terrasse, Garten, Rasen.

Es kommt selten vor, dass mir gleich zwei Männer den Vogel zeigen, heute war es der Fall. Zum einen mein Mann, der meine Aussage, wir könnten doch jetzt mit dem Garten beginnen, mit eben jener Geste quittiert hat. Zum anderen mein Vater, der ebenfalls keine andere Reaktion auf meinen Wunsch übrig hatte. Ich habe es ihnen nicht krum genommen - ich habe argumentiert. Im Hausinneren würde noch mehrere Tage die Heizung laufen, das Wetter ist aktuell ideal, es gibt für uns sonst gerade nichts zu tun. Warum also nicht einfach mal anfangen...?

Zuerst ist mein Mann eingeknickt, dann mein Vater. Auch wenn es der einen oder anderen Bauherren-Logik vielleicht nicht ganz zuträglich ist, einen Rasen anzusäen, wo doch noch nicht mal im Haus alles fertig ist, habe ich mich durchgesetzt.  Heute haben wir nicht nur die Terrasse fertig gemacht, sondern mein Vater hat auch noch im Garten die ersten Stauden für unsere Singvögel- und Schmetterlings-Naturhecke im Süden gesetzt sowie den Boden für die Rasenansaat vorbereitet.