Montag, 29. April 2013

Spatenstich. Baustart. Baggeranfahrt.

Es geht los, die Bagger rollen an. Die ganze Nacht habe ich nicht geschlafen, habe mich nervös im Bett hin und her gewälzt und mir fest vorgenommen, spätestens um sieben Uhr am Grundstück zu sein und die Bauarbeiter fröhlich und ausgeschlafen mit einem herzlichen "Guten Morgen" zu begrüßen.
Um sieben Uhr war ich heute definitiv nicht vorzeigbar, und das haben sich wohl auch die Bauarbeiter so gedacht, denn um sieben Uhr war auch noch keiner von ihnen auf der Baustelle.
"Wo sind sie denn?", frage ich meinen Freund. "Die kommen am Vormittag", mag dieser meine Nervosität so gar nicht teilen. Also fahre ich schweren Herzens ins Büro und warte auf das erste Bild von der Baustelle, das mich erreicht.
Ich muss ziemlich lange warten. Ziemlich genau bis zum Baustellenfeierabend, denn erst dann hat mein Freund, ganz fasziniert vom Tun der Baumaschinen, Zeit, mir Impressionen via Handy zu schicken. 

Ich sehe ein paar Stangen, einen ziemlich großen Wurzelstock und einen noch größeren Bagger. Erfahre zugleich, dass am morgigen Tag ein netter Herr vom Landratsamt kommt und sich das Stangenlabyrinth einmal genauer anschauen will. Schließlich wird er dann festlegen, auf welchem Niveau sich unsere Bodenplatte einmal befinden wird, und ob das so, wie wir uns das vorgestellt haben, überhaupt möglich ist.
Eine Information, die ich mit Magengrummeln entgegen nehme.
Ich verzichte für heute vorsorglich auf den Espresso nach dem Abendessen und mache mir einen Melissentee mit Honig. Soll gut für die Nerven sein, hab ich im Bauratgeber gelesen.

Samstag, 20. April 2013

Der Countdown läuft

Am 29. April will der Bodenplattenbauer anfangen. Zeit, sich mit dem Grundstücks-Untermieter mal ein wenig genauer zu befassen, finde ich. Der hat lange genug auf einem brach liegenden Grundstück sein Unwesen treiben können. Jetzt ist Schluss. Schluss mit wildwachsenden Brombeerstauden, Schluss mit Dornenranken und stachligen Zweigen.  Doch ich habe den Gegner unterschätzt. 
Wildwachsende Brombeerstauden können hartnäckig sein, dabei habe ich  bislang gedacht, dass es kaum etwas Schlimmeres und Festwachsenderes als Giersch geben könnte. 

Kampf der  Dornenhecke


Den ganzen Winter über haben sich die stacheligen Dinger weder von Schnee und Eis in ihrem Wachstum hindern lassen. Haben eifrig ihre Dornen gen Süden gestreckt und wollten sich gerade wieder aus ihrem temperaturbedingten Schläfchen verabschieden, da hat die Motorsense zugeschlagen.
Lange haben wir darüber nachgedacht, wie wir den Brombeerstauden am besten den Garaus machen könnten. Mit der Heckenschere kürzen, mit der Baggerschaufel über den Haufen fahren oder lieber doch am gesamten Grundstück den Humus 20-30 Zentimeter tief abtragen? Am Ende hat sich ganz überraschend ein Familienmitglied freiwillig gemeldet,  den freien Freitag inmitten von Dornen und Büschen verbracht und die Brombeerhecken ins Jenseits geschickt.
Das fertige Ergebnis kann sich auch wirklich sehen lassen - und so haben wir auch gleich den ersten schönen Frühlingstag genutzt, um  mit einem Schwung Markierstangen und bunten Holzklötzen unterm Arm aufs Grundstück zu marschieren. Eifrig wurden die Ecken von Garage, Wohnhaus und Werkstatt markiert und  dann auch gleich demonstriert, wie hoch das künftige Haus einmal sein wird. Dank einer sechs-Meter-Messstange kein Problem. Nur das Ergebnis hat mich dann doch ein wenig schockiert. Sechs Meter sind echt riesig. Ob der Nachbar von seiner Terrasse aus noch was anderes sehen wird außer unser Haus?

Samstag, 13. April 2013

Die richtige Raumgröße

Gäste-Toilette: 3,4 Quadratmeter.
Garderobe: 4,2 Quadratmeter. 
Hauswirtschaftsraum: 10,7 Quadratmeter.

Seit meiner Schulzeit habe ich keinen Maßstab mehr benutzt, nun hantiere ich etwas hilflos mit dem Spezial-Lineal und der 1:50-Skala herum. Das einzige Blatt Papier, das ein adäquates DIN A3-Maß vorweisen kann, findet sich im Kinderzimmer meiner Tochter, und nur mit Mühe kann ich sie überreden, mir doch bitte den Zeichenblock für eine halbe Stunde zu überlassen. "Ich nehme mir auch nur zwei Blatt Papier, versprochen."

Passen die Maße zu unserem Leben?


Vor mir am Küchentisch liegt ausgebreitet der Werkplan des Bauunternehmens. Den braucht die Firma, um Wände, Decken, Balken und Fensterausschnitte fertigen zu lassen. Den brauche ich, um mir ein letztes Mal Gedanken darüber zu machen, wo Türen und Wände hinkommen. Bald schon soll mit der Fertigung unseres Hauses begonnen werden, dazu braucht es konkrete Maße, und das macht mir Angst. Bald schon werde ich nichts mehr ändern können. Bald schon ist ein Gedanke nicht mehr nur ein Gedanke, sondern ein Loch in der Wand.
Ist die Garderobe groß genug? Hat der Schuhschrank tatsächlich dort Platz? Fühlt man sich im Gäste-WC nicht doch etwas beengt? Und kann ich im Hauswirtschaftsraum auch wirklich den Wäscheständer aufstellen, ohne ständig über das sperrige Drahtgestell zu fallen?
Die Diskussionen über Raumgrößen und Tür-Durchlässe führen mein Partner und ich meistens am späten Abend, wenn das Kind schläft und dem Körper eigentlich lieber nach einem gemütlichen Schläfchen auf der Couch wäre.
Was erklärt, dass am Folgetag eines solchen Gesprächs mein Blick ganz irritiert auf die Wand fällt, die Speisekammer und Garderobe trennt. Sie ist plötzlich 20 Zentimeter nach Norden gerutscht. Was einerseits ganz praktisch ist, weil nun in der Speis richtig viel Platz ist. Anderseits aber auch der bereits in der Garderobe eingeplante Zwei-Meter-Schuhschrank nun auf 1,89 Meter schrumpfen müsste, um noch unter zu kommen.
Ein Nachteil, den der Vorteil des größeren Vorratsraumes nicht aufwiegen kann. So greife ich am Abend wieder beherzt zum Zeichenmaßstab, schiebe die Wand zurück. 16 Zentimeter nach Süden. "Warum nicht 20 Zentimeter, wie anfangs im Werkplan eingezeichnet?", will mein Freund  wissen. "Aus Prinzip", antworte ich. Es soll ja nicht der Eindruck entstehen, ich hätte nicht ausreichend über die Raumgrößen nach gedacht.

Samstag, 6. April 2013

Tausche Tür gegen Tor


Ein Kribbeln im Bauch, schlaflose Nächte, feuchte Hände  beim bloßen Gedanken an das Objekt der Begierde  − es ist Frühling, und ich bin verliebt. Bis über beide Ohren, unsterblich, und dieses Mal weiß ich auch: So leicht wird das mit dem Vergessen  nicht werden. Weil ich sie nämlich unbedingt haben will, diese anthrazitgraue Haustüre mit den Swarovski-Steinchen im beleuchteten Glaselement. Mittels Fernbedienung schwingt die Tür automatisch auf, ein kleiner Fingerdruck genügt, und sie fällt wieder ins Schloss, verriegelt anschließend sogar automatisch.
Nun ist ja verliebt zu sein im Grunde genommen nichts Schlechtes − wenn man nicht gerade mitten in einem Bauvorhaben steckt. Dann ist verliebt sein ziemlich gefährlich. Liebe gefährdet das Budget, bringt die Finanzierung ins Wanken und lässt den Partner besorgt den Kopf schütteln ob der neuen Ideen, mit denen die künftige Hausherrin täglich zur Türe herein kommt.

Einsparpotenziale? Kaum noch in Sicht


Seit feststeht, dass wir uns ein Haus bauen, war ich schon ziemlich oft verliebt. In eine Holzterrasse, ausgerichtet nach drei Himmelsrichtungen. In ein Fenster, das übers Eck reicht und in eine  freistehende Badewanne. Letztere kollidiert ganz klar mit der neuen Liebe meines Partners − einer Walk-In-Dusche.    Hier wird es demnächst wohl eine schmerzliche Trennung geben, fürchte ich. Das tut mir leid −  für die Dusche.
Wie es für die  Fernbedienungs-Türe ausgeht, ist indes noch völlig offen.   Noch suche ich nach Tauschmöglichkeiten,  des Budgets wegen, versteht sich.      Das hohe Fenster im Büro habe ich schon für die Holzterrasse geopfert.  Der Badewanne zuliebe auf  Natursteinfliesen verzichtet. Fürs Über-Eck-Fenster war bereits nichts Tauschbares mehr da. „Es ist nur eine Haustüre. Braucht’s des?“, höre ich wohlwollende Ratschläge um mich herum. Nein, nicke ich vernünftig. Das braucht’s natürlich nicht. Schön ist sie trotzdem. Und sooo praktisch. Seufz.
Eine Garage braucht ja nicht unbedingt ein Tor, oder? Dann könnte man nämlich die Türe gegen das Tor...

Freitag, 5. April 2013

Auf der Suche nach dem besten Preis

In Zeiten niedriger Darlehenszinsen zu bauen hat einen gravierenden Nachteil: Es baut nicht nur Einer, es bauen Alle. Im Bekanntenkreis schießen die Häuser nur so aus dem Boden, und während wir noch auf der Suche nach dem günstigsten Bodenplattenbauer sind, ist andernorts bereits der Keller fertig.
Auf der Suche nach dem besten Preis zu sein, ist eine Herausforderung. Hatte ich zu Beginn des Bauvorhabens noch geglaubt, man müsse nur drei oder fünf Firmen anschreiben und ein paar Tage später habe man drei oder fünf vergleichbare Angebote, aus denen man wählen kann, so bin ich mittlerweile schon froh, wenn überhaupt mal eine Firma auf unsere Bitte, uns doch einen Preisvorschlag zu machen, eingeht.

Bodenplatte - die unbekannte Größe


Schon die Ausschreibung der Bodenplatte gerät zu einem mehr als komplizierten Unterfangen. Das eine Unternehmen ist telefonisch über mehrere Tage nicht zu erreichen, bei der nächsten Firma ernten wir nur ein "Uff" nach Bekanntgabe des zeitlichen Korsetts. Am Ende haben wir Kontakt mit drei Bodenplattenbauern. Zwischen dem besten und dem schlechtesten Preis liegen 30 000 Euro. Mir wird schwindlig. Mein Freund bleibt ruhig: "Es ist doch ganz normal, dass man, wenn man einen Auftrag nicht annehmen will, einfach einen horrend hohen Preis ansetzt."
Wenn meine Tochter gerade nicht will, kann man bitten und betteln und hat doch keinen Erfolg.  Mit Bodenplattenbauern scheint es ähnlich. Doch während meine Tochter manchmal mit einem kleinen Päckchen Gummibärchen dann doch ein wenig bewegt werden kann, scheinen mir Mehrkosten von 30 000 Euro ordentlich übertrieben.
Am Ende dieser Woche können wir trotzdem einen Erfolg verbuchen: Zwei der drei Bodenplattenbauer melden sich, machen Alternativvorschläge, wollen sich noch einmal treffen, über den Preis reden. Vorsorglich packe ich schon mal ein paar Päckchen Gummibärchen ein. Vielleicht klappt das mit der Bestechung ja auch bei Bodenplattenbauern.