Samstag, 15. Juni 2013

Ausbaulatten, Rigipsplatten und der Wunsch, dass alles schneller geht

Seit zehn Tagen sind mein Mann und ich mittlerweile fast jeden Tag auf der Baustelle zu Gange und werkeln in Sachen Innenausbau. Das Material indes stapelt sich weiterhin meterhoch im und um das Haus. Gerade ist wieder eine Ladung Ausbau-Latten am Grundstück eingetroffen. Diese brauchen wir, weil dazwischen nicht nur die Holzfaser-Dämmung befestigt wird, sondern auch, weil darauf später einmal die Rigips-Platten montiert werden sollen.  Ein Arbeitstrupp hat am letzten Wochenende das Erdgeschoß komplett "verlattet", an diesem Samstag ist das obere Stockwerk dran. 


Nachdenklich blicke ich mich im Haus um, lasse mich seufzend auf einem der hohen Platten-Stapel nieder. Irgendwie, gestehe ich mir ein, habe ich gehofft, dass das alles hier schneller voran geht. Dass man Erfolge sieht nach jedem Tag, den wir hier verbringen. Doch heute sehe ich nur jede Menge Arbeit. 
Allein die Rigips-Platten stellen für mich eine schier unlösbare Aufgabe dar. In fast jedem Raum  stapeln sie sich mittlerweile und ich weiß, auch der heutige Samstag wird nicht ausreichen, dieser Massen Herr zu werden. Wo Sisyphos in der Antike mit einem großen Marmorblock zu kämpfen hatte, hat die Neuzeit an seine Stelle die Rigips-Platten gesetzt. Davon bin ich überzeugt.
Da kommt mein Mann und legt den Arm um mich. "Super wie weit wir heute gekommen sind, nicht?", lächelt er mich verschwitzt an und zeigt auf die fertig isolierten und mit Folie eingepackten Decken im Obergeschoß. Dann führt er mich nach draußen vor's Haus, wo er die restlichen Pakete mit Holzfaser-Platten neu arrangiert hat. Ein großes Loch lässt nun erkennen, dass die Stapel tatsächlich weniger werden. Noch immer schwirren mir Homers Verse über den tragischen Held Sisyphos und seinen Kampf gegen den Marmorblock im Kopf herum. Doch nun weiß ich: Der Block, der schamlose, er wird nicht mehr ins Feld hinunter rollen.

Samstag, 8. Juni 2013

Zur Not muss halt das Küchenmesser her

Zum Arbeitseinsatz haben wir heute unsere Firstdiebe auf die Baustelle geladen. Diese revanchieren sich damit für das Fest, mit dem wir unseren Dachbalken wieder ausgelöst haben. Mit sechs Helfern, so plant mein Mann, können wir an diesem Samstag in Sachen Innenausbau große Schritte nach vorne machen. 
Um beim Bau unseres Hauses Geld zu sparen, helfen wir mit, wo es gerade geht. Den Innenausbau, vor allem die Dämmung der Gebäudehülle, stemmen wir in Eigenregie. Meterhoch stapeln sich deshalb schon seit einigen Tagen dicke braune Pakete vor unserem Haus.  Holzfaser-Dämmplatten, so sagt der Hersteller Homatherm, zeichnen sich durch ihre hohe Rohdichte, eine verbesserte Druckfestigkeit für die Verwendung in Dächern, Böden und auf obersten Geschossdecken aus. Außerdem schützt die Dämmplatte vor Hitze, Kälte und Schall.  Vor allem aber widersetzt sie sich resistent jedem Versuch, sie auf ein passendes Maß zusammen zu schneiden. Sägemesser und Elektrosäge fransen die Dämmplatte so sehr aus, dass sie nach dem Zuschnitt zu nichts mehr zu gebrauchen ist. Auch weitere Versuche mit sämtlichen Schneidewerkzeugen, die wir auf der Baustelle gerade griffbereit haben, scheitern. "Weißt du was?", schlage ich meinem Mann in letzter Verzweiflung vor, "am besten wäre dafür wohl ein elektrisches Küchenmesser." 
Ich weiß nicht, was die Mutter meines Mannes an jenem Samstagvormittag gedacht hat, als ihr jüngster Sohn plötzlich in Arbeitskleidung vor ihr stand und sie fragte, ob er nicht ihr Moulinex-Messer ausleihen könnte. Erst zwei Wochen später erfährt sie beim Kurzbesuch auf der Baustelle, dass wir das Küchenhelferlein keineswegs benötigten, um irgendwelche Kuchenstücke mundgerecht zu zu schneiden. Sondern damit Holzfaser-Dämmplatten auf das passende Maß zurecht gestutzt haben. Aber ganz ehrlich: Damit hat es dann auch richtig gut funktioniert.



Sonntag, 2. Juni 2013

Jedes Loch ist eines zu viel

"Ein Holzhaus", erklärt mir mein Mann an diesem viel zu frühen Sonntagmorgen auf der Baustelle, "ein Holzhaus ist unter anderem auch deshalb so energieeffizient, weil es so dicht ist!". Deshalb, fährt er mit seinem Bau-Exkurs fort, müssen sämtliche Löcher, die durch Nägel, Klammern oder Schrauben in den Wänden entstanden sind, zugeklebt werden. Davon gibt es in unserem Haus viele - immerhin sind die Holztafeln ja nichts weiteres als zusammen geklammerte und geleimte Elemente. Jede Klammer, jede Leimnaht hinterlässt folglich eine winzige Lücke, durch die kalte Luft von draußen nach innen dringen kann.

Unser Freund im Kampf gegen diese undichten Stellen ist gelb und klebrig: Mit "Sicrall"-Klebeband werden wir uns nun an den Außenwänden entlang arbeiten und überall dort einen Streifen anbringen, wo Klammern oder Nähte zu sehen sind. "Sicrall", so lese ich in der Produktbeschreibung, ist alterungsbeständig und austrocknungsresistent. Außerdem ist es ein Hochleistungsklebeband, was ich bereits nach wenigen Minuten am eigenen Leib  ausprobieren darf. Wenn "Sicrall" nämlich irgendwo klebt, dann richtig. Und dann ist es dem Klebeband auch ziemlich egal, wenn das "irgendwo" gerade mein Ellenbogen ist.

 Leider bewahrt mich dieser kleine Fauxpas nicht vor weiteren Arbeitseinsätzen an diesem Sonntag.  Bereits kleine undichte Stellen, klärt mein Mann mich auf, können bei der Gebäudehülle dazu führen, dass sich dort Feuchtigkeit und Schimmel bilden. Besonders betroffen sind hierbei, wie ich mittlerweile schon des öfteren zu hören bekommen habe, die Fugen zwischen den Holzwerkstoffplatten.  Keine noch so kleine Ritze darf übersehen werden. Also konzentriere ich mich und klebe weiter vor mich hin. Ohne weitere Zwischenfälle zwischen mir und dem klebrigen Corpus delicti.  Am Ende dieses Sonntages sind die Wände voller kleiner  Sicrall-Fetzen - und kein Lüftchen weht mehr durch die Löchlein. Hoffentlich.