Frisch aus dem Urlaub zurück sitzen wir mit dem Chef des Bauunternehmens zusammen, er trägt einen Bogen Papier unterm Arm. Der Eingabeplan.
Was ein Plan so alles braucht, um genehmigt zu werden
Ein Eingabeplan ist ein Dokument, auf dem alle notwendigen Bauzeichnungen zu sehen sind. Er ist notwendig, wenn ein Gebäude, so wie unseres, genehmigt werden muss. Alle Grundrisse, Ansichten und Schnitte im Maßstab 1:100 findet man dort, eine genaue Baubeschreibung, Berechnungen zu Wohn- und Nutzfläche, einen Katasterauszug und einen Lageplan des Bauvorhabens.
Mich jedoch interessiert nur eines: Der Blick auf die Fassade unseres Hauses. Fasziniert rolle ich das weiße Blatt Papier auseinander, gespannt, ob unsere Ideen und Skizzen sich dort schwarz auf weiß wieder finden. Es ist alles da. Die bodentiefen Fenster, der ein Meter breite Dachüberstand, die Anbauten, die eine Hobby-Werkstatt auf der einen sowie eine Garage auf der anderen Seite beherbergen.
An diesem Abend sitzen mein Partner und ich sehr lange beisammen und starren wie gebannt auf die Zeichnungen, die das darstellen, was einmal unser Haus sein wird. "Zeig doch mal, wie viel 90 Zentimeter sind", bitte ich meinen Freund, denn irgendwie kann ich mir das mit den niedrigen Fenstern nicht wirklich vorstellen. Mein Freund formt aus einem Zollstock ein Rechteck, hält es mit 1,30 Metern Abstand vom Boden in die Höhe. "Das ist das Fenster im Hauswirtschaftsraum", behauptet er, tritt einen Schritt zurück und sieht mich mit fragendem Blick an. "Hmmm...", überlege ich, nehme einen Schluck Weißwein und starre wieder in den Plan hinein.
Wir probieren es mit 80 Zentimetern. Mit 70 Zentimetern, mit 68 Zentimetern. Wir schneiden in große Pappkarton-Wände rechteckige Löcher hinein, stellen die Kartonagen im Raum auf, blicken durch die symbolischen Fenster. Irgendwann, es ist schon weit nach Mitternacht, legt mein Freund müde den Zollstock zur Seite. "Wir müssen uns jetzt noch nicht entscheiden. Wir können noch alles ändern. Zur Not reichen wir halt einen Tekturplan bei der Stadt ein."
Ich habe schon wieder ein neues (Bau-)Fremdwort gelernt.
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