Montag, 11. Februar 2013

Licht am Ende des Tunnels

Mittlerweile reagiere ich nicht gerade freundlich, wenn mich Bekannte auf unser Hausbau-Projekt ansprechen. "Wir warten noch auf einen Entwurf, der uns gefällt", entgegne ich dann meistens, weil ich mir einfach nicht die Blöße geben will zu sagen: "Das Haus, das wir wollen, können wir uns nicht leisten".
Viele schlaflose Nächte liegen hinter mir, in denen ich kalkulierte und recherchierte und doch auf keinen  finanziell grünen Zweig gekommen bin. Meinem Partner gehen mittlerweile die Durchhalteparolen aus, er begnügt sich neuerdings damit, mich in den Arm zu nehmen und "das wird schon" zu murmeln.
"Ich frag mal den Bauunternehmer, der mein jetziges Haus gebaut hat. Vielleicht kann uns der ja ein Angebot machen", ruft mit mein Freund an diesem Morgen auf dem Weg in die Arbeit zwischen Tür und Angel zu. Ich nicke schwach, zucke mit den Achseln. Noch ein Angebot, das uns vor Augen führt, wie mickrig unser Budget ist, wie unsinnig unser gemeinsamer Traum vom Haus. Gegen Mittag ruft er mich an: "Hast du Zeit? Wir könnten gleich vorbei kommen!". Ich packe die gezeichneten Grundrisse ein, die vielen Bilder von Häusern, die uns gefallen, den Lageplan des möglichen Grundstücks.

Einer, der erst einmal nur zuhört


Planer 3 bietet uns Kaffee an und hört uns 20 Minuten aufmerksam zu. Er nickt zuweilen, fährt sich mit der Hand übers Kinn und legt den Kopf ein wenig schief. Als wir fertig sind mit unseren Ausführungen und ihm unser Budget  mitgeteilt haben, lächelt er uns an, stützt sich auf seine Unterarme und beugt sich ein wenig vor: "Natürlich kriegen wir das hin. Plus minus 10 000 Euro. Mit ein wenig Eigenleistung ist das kein Problem". Er erbittet sich ein wenig Bedenkzeit, will den Grundriss, den ich Laie erstellt habe, ein wenig überarbeiten. "Ich melde mich", versichert er uns. Nach 30 Minuten verabschieden wir uns. Ich habe ein gutes Gefühl.

Wir sind noch gar nicht richtig wieder zuhause zur Tür herein, da klingelt schon das Handy: "Ich hab euch einen Entwurf gemailt. Schaut mal, ob ihr damit klar kommt".
Staunend blicken wir auf eine Zeichnung, die vereinfacht darstellt, was einmal unser Haus sein soll. "Ja", sage ich und  sehe meinen Freund an. "Ja", sagt auch er, und hält den Grundriss ein wenig von sich weg: "So gefällt mir das eigentlich sehr gut." Gerade Linien statt vieler kleiner verwinkelter Ecken, Podest-Treppe statt geschlossenem Treppenhaus, Büro im Haus statt im Anbau, eine durchgehende Wand im Erd- und Obergeschoß.
Zum ersten Mal seit vielen Wochen werde ich in dieser Nacht wieder schlafen können.

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