Samstag, 19. April 2014

Es geht eine Schaukel auf Reisen

"Wann zieht eigentlich meine Schaukel um?", fragt die Tochter eines Morgens völlig frustriert beim Frühstück. "Alle anderen Sachen haben wir mitgenommen, nur die Schaukel nicht. Aber ich brauche die. Wirklich.", jammert sie mit kläglicher Stimme.
Unsere Tochter ist sieben Jahre alt. Fälschlicherweise habe ich geglaubt, fünf Jahre des Rutschens und Kletterns und Schaukelns hätten sie der kindlichen Freuden überdrüssig gemacht. Das Gegenteil ist der Fall: Nun, da man fast ein halbes Jahr ohne Schaukel auskommen musste, wird sie mehr denn je vermisst.

Wir halten kurz Rücksprache mit unserem Experten in Sachen Bodenaufschüttung. Können wir es schon wagen, dort im Rasen eine Schaukel mittels Bodenankern zu befestigen? Immerhin, wir haben gut einen Meter Erdreich aufgeschüttet, ob sich das innerhalb dieser wenigen Monate schon soweit verfestigt hat, dass Bodenanker dort Halt finden? "Klar", sagt der Experte, "probiert es einfach aus". Im schlimmsten Falle wackelt die Schaukel beim ersten erwachsenen Probeschaukeln, und dann kann man immer noch Punktfundamente machen, auf denen das Ding verschraubt wird.

Nun habe ich in meinem ganzen Leben noch keine Schaukel umgezogen, dafür die Schaukel dereinst vor fünf Jahren allerdings aufgebaut. Und das war eine ganz schöne Schinderei. Das Ding nun komplett abzumontieren und am neuen Standort wieder aufzubauen, weckte in mir nicht gerade Eifer und Euphorie.

"Wir montieren da gar nix ab. Wir transportieren das Ding im Ganzen", sagt da mein Mann und organisiert auch gleich einen Anhänger, auf den die Schaukel samt Rutsche geladen werden kann. Ein freiwilliger Helfer ist auch gleich mit zur Stelle, und schon wird die Schaukel an dem  einen Ort abmontiert, aufgeladen und an ihrem neuen Standort angeliefert.   Die Variante mit den Bodenankern hält bombenfest, und am Ende des Tages haben wir nicht nur eine Schaukel im Garten, sondern eine Siebenjährige damit auch sehr glücklich gemacht.

Donnerstag, 3. April 2014

Der saubere Abschluss

Frühling! Endlich ist er da. Das Gras wächst wieder satt und grün, die Sonne lacht und strahlt wieder heller und am Morgen marschieren wir nicht mehr in völliger Dunkelheit in Richtung Schule.

Seit fünf Monaten wohnen wir nun in unserem neuen Haus, vor dem Winter haben wir noch schnell die Garagenzufahrt gepflastert, was sich im Nachhinein als sehr sinnvoll heraus gestellt hat. Dieser Winter war nämlich keiner von der "Schnee, Frost und klirrende Kälte"-Sorte, sondern einer von der "es regnet und regnet und regnet"-Sorte. Während die Baustelle einer Bekannten in der Winterruhe mehr oder weniger im Dreck versank, fuhren wir sauberen Autoreifens jeden Morgen aus unserem Carport in die Welt hinaus.  Wir konnten die Winterpause genießen - wir hatten sie aber auch dringend nötig. Um uns ein bisschen Erholung vom Baustress zu gönnen, fuhren wir nach Israel, die Schwester meines Mannes samt Familie zu besuchen. Während zuhause Minusgrade herrschten, badeten wir (genauer gesagt mein Mann und meine Tochter - für mich sind 20 Grad kein Argument) im Mittelmeer, aßen Falafel und ließen uns treiben von der wunderbare Betriebsamkeit Tel Avivs, eine Stadt, die mich vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen hat. Wir besuchten einen biblischen Zoo und spürten in Jerusalem der Geschichte der Weltreligionen nach.

Dann kam Weihnachten, Silvester, Fasching. Die Wochen vergingen, während wir uns in unserem Haus weiter einlebten. Da der erste Fleck an der Wand, da die erste Delle im Kinderzimmer - mit jedem Tag, den wir hier wohnen, fühlen wir uns mehr Zuhause. "Ich würde nichts anders machen", sage ich zu meinem Mann, als die Fastenzeit sich schön langsam ihrem Ende entgegen neigt. "Ich auch nicht", erwidert er.

"Ich würde schön langsam mal für einen sauberen Abschluss sorgen!", sagt mein Vater ein paar Tage später, als er von unserer Terrasse in den Garten blickt. Dort, wo der Rasen endet und das Haus beginnt, hat sich Unkraut breit gemacht. Eine Mähkante muss her, empfiehlt der Experte, zufälligerweise hat er gerade ein paar Steine zuhause rumliegen, die man dafür verwenden könnte. Klinker, wohlgemerkt.

Ich steh nicht auf Klinker, doch ich beuge mich der Mehrheit aus Ehemann und Vater. Ein bisschen Farbe, dieser warme Rotton der Steine, das könnte doch nicht schaden, bei uns ist eh alles so grau. Nun gut, dann also Klinker. Vier Monate ohne Baustelle waren aber auch viel zu lange.