In einem Comicstrip aus den 80er Jahren tapst Kater Garfield
an einem kalten Morgen in die Küche, fächelt sich zuerst mit den Vorderpfoten
heißen Kaffee ins Gesicht, nimmt einen großen Schluck, gurgelt ein wenig und
krabbelt anschließend mit einem genüsslichen „Aaaah“ komplett in die Tasse
hinein. Er muss seinen Kaffee wirklich genießen, das stellt auch Garfields
Herrchen Jon fest, der die ganze Zeit mit am Frühstückstisch gesessen
und die Szenerie schweigend beobachtet hat.
Ich kann leider nicht in die Kaffeetasse kriechen. Aber ich
kann mich hinter dem großen Keramik-Haferl verkriechen, meine Hände fest um die
Tasse schließen, mit geschlossenen Augen diesen wunderbaren Duft von warmer
Milch und heißem Espresso in mich aufsaugen und Schluck für Schluck in der Welt
ankommen. Ohne Kaffee geht mir am Morgen ziemlich viel auf die Nerven – und
eigentlich gar nichts so richtig gut. Schon gar keine überraschenden Besuche.
Es war einer dieser Sommermorgen, an dem die Vögel schon vor
6 Uhr anfangen, wild herum zu zwitschern und man sich eher schlecht als recht
im Bett herumwälzt im Versuch, noch ein wenig Schlaf zu ergattern. An eben
diesem Morgen klingelte es zu präkoffeinärer Zeit an der Türe, und draußen
stand ein Lkw-Fahrer. Ein sehr ungeduldiger Lkw-Fahrer. Der mir plötzlich einen
1,80 Meter langen Badewannenträger vor die Nase setzte, mir den Lieferschein in
die Hand drückte und wieder fahren wollte.
Nun bauen wir ja gerade Haus und eben jener Badewannenträger
wird von unserem Installateur seit etlichen Tagen sehnsüchtig erwartet. Auf der
Baustelle allerdings, nicht 15 Kilometer entfernt in der Einfahrt vor meiner
Wohnung. „Nicht mein Problem, ich muss weiter“, sprach der Lkw-Fahrer
allerdings nur, und verschwand samt Lastwagen in einer Staubwolke. Auf seiner
Tour komme er nämlich heute nicht mehr an unserer Baustelle vorbei. Pech
gehabt.
Es mag wohl der Tatsache geschuldet sein, dass ich von einem
Guten-Morgen-Kaffee so weit entfernt war wie der Badewannenträger von der
Baustelle. Daran, dass mir eine ordentliche Menge dieses psychotropen
Getränkes, das meine Persönlichkeit doch so positiv beeinflusst, durch den unerwarteten Besuch verwehrt blieb.
Nur so ist es zu erklären, dass ich in einer
Stimmung, die normalerweise der Öffentlichkeit vorenthalten bleibt, im
Sanitärfachgroßhandel anrief und dem Erstbesten, der dort ans Telefon ging,
meinen gesammelten Ärger entgegen schmetterte. Und noch mehr. Im Nachhinein,
post-espressoal betrachtet, musste sich
der arme junge Mann ziemlich viel anhören, das gebe ich zu. Am Ende hat er sich selbst einen Lieferwagen
geschnappt und den 1,80 Meter langen Badewannenträger auf die Baustelle
befördert. Noch bevor ich meine erste Tasse Kaffee an diesem Morgen leer
getrunken hatte, war das Ding bereits am eigentlich ihm zugedachten Ort
angekommen. Super, dieser Elan, dieses schnelle Handeln, ganz ohne diskutieren
und mühselige Ursachenforschung. Und das in aller Herrgottsfrüh. Was
wird der wohl zum Frühstück getrunken haben?
Update: Weil so viele nachgefragt haben - hier gibt's den oben erwähnten Comicstrip. Viel Spaß damit!